Die brasilianische Botschaft dient ihm als Unterschlupf. Armee und Polizei gehen gegen seine Anhänger vor. USA und Lateinamerikaner warnen vor gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Hamburg. Manuel Zelaya versuchte es per Flugzeug und per Auto. Sogar zu Fuß wollte der gestürzte honduranische Präsident, der zuletzt nie ohne Panamahut zu sehen war, die Grenze nach Honduras überqueren - vergeblich. Die Putschregierung, die ihn am 28. Juni aus dem Land vertrieben hatte, verhinderte seine Rückkehr mit allen Mitteln. Doch gestern schaffte er es dann doch: Er kehrte in sein Heimatland zurück. Auf welchem Wege, ist bislang noch nicht bekannt.

Er habe große Strapazen auf sich genommen, um auf seinem Weg in die Hauptstadt Posten des Militärs zu umgehen und unerkannt zu bleiben, erklärte Zelaya etwas kryptisch nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Tegucigalpa.

Aus Angst vor seinen politischen Gegnern, der Interimsregierung unter Roberto Micheletti, verschanzte er sich allerdings in der brasilianischen Botschaft. Micheletti hatte angedroht, Zelaya umgehend wegen Verfassungsbruchs und Vaterlandsverrats zu verhaften, sollte er nach Honduras zurückkehren. Einschüchtern ließ sich Zelaya davon nicht. "Niemand wird mich wieder außer Landes bringen", sagte er, als er sich vom Balkon der Botschaft an seine Anhänger richtete.

Tausende von ihnen hatten sich vor der Vertretung des südamerikanischen Landes versammelt, um seine Wiedereinsetzung ins Präsidentenamt zu fordern. Ihnen versicherte er, dass er gekommen sei, um die Demokratie wiederherzustellen und zum Dialog aufzurufen. Michelettis international nicht anerkannte Interimsregierung wurde völlig überrascht von Zelayas Rückkehr und der Demonstration seiner Anhänger. Diejenigen, die sich weigerten, die Umgebung der brasilianischen Botschaft zu verlassen, wurden mit Gewalt von Polizei und Armee vertrieben. Mehrere Personen seien verletzt worden, berichteten lokale Medien. Die Botschaft ist von Polizei und Militär umstellt", sagte Zelaya dem venezolanischen Fernsehsender Telesur. "Ich befürchte, dass größere Akte von Aggressionen auf uns zukommen, dass sie sogar fähig sein könnten, in die brasilianische Botschaft einzudringen." Weil die Interimsregierung befürchtete, dass noch mehr seiner Anhänger aus anderen Regionen in die Hauptstadt kommen könnten, ließ sie zudem Straßensperren errichten, Flüge nach Tegucigalpa streichen und eine landesweite Ausgangssperre verhängen.

Seit dem Putsch vor drei Monaten war es immer wieder zu brutalen Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Unterstützern des gestürzten Präsidenten gekommen. Mindestens zwei waren dabei ums Leben gekommen, viele wurden verletzt.

Viele Staats- und Regierungschefs Südamerikas hatten Zelaya immer wieder davor gewarnt zurückzukehren, bevor nicht der Vermittlungsprozess zwischen beiden Seiten abgeschlossen sei. Dies könne zu einem Blutbad in dem politisch zerrissenen Land führen, hatten etwa der Vermittler, Costa Ricas Präsident Óscar Arias, aber auch der Generalsekretär der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS), José Miguel Insulza, gewarnt.

US-Außenministerin Hillary Clinton rief beide Seiten auf, an einer friedlichen Lösung zu arbeiten. "Es ist ein Gebot, dass Gespräche beginnen", sagte sie. Die verfassungsmäßige und demokratische Ordnung in Honduras müsse wiederhergestellt werden. Die amerikanische Regierung, die bislang enge Verbindungen zu dem mittelamerikanischen Land gepflegt hat, hatte nach der Absetzung Zelayas gedroht, das Ergebnis möglicher Neuwahlen nicht anzuerkennen.

Auch die Europäische Union rief die Konfliktparteien zu einer friedlichen Lösung auf. Alle Seiten müssten nun Ruhe bewahren und von Gewalt Abstand nehmen, erklärte der schwedische EU-Ratsvorsitz. Die EU sei an einer Verhandlungslösung interessiert und unterstütze daher die Bemühungen der OAS.