Präsident Ahmadinedschad leugnet am “Al Quds-Tag“ erneut den Holocaust und versichert, Iran strebe nicht nach Atomwaffen.

Hamburg/Teheran. Die Ansichten über den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gehen lebhaft auseinander. Die einen Analysten meinen, der frühere Kommandeur der radikalislamischen Revolutionsgarden sei ein eiskalter Taktiker, der Provokationen bewusst als innen- und außenpolitische Instrumente einsetze. Die anderen meinen, er sei wohl einfach naturtrüb.

Ahmadinedschad weiß sehr wohl, dass seine skandalöse Leugnung des Holocaust und die kaum verhüllten Vernichtungsdrohungen gegen Israel den Iran international diskreditieren. Dennoch hat er seine Behauptungen jetzt wiederholt. Dass dies nur eine Woche vor seiner Rede vor den Vereinten Nationen in New York erfolgte, könnte in der Tat als Hinweis auf ein eiskaltes Timing gewertet werden.

Vor der Universität von Teheran sagte Ahmadinedschad, der Holocaust sei eine Lüge, die den Israelis als Gründungs-"Mythos" gedient habe. Er sei eine "falsche Behauptung, ein Märchen, das als Vorwand für Verbrechen gegen die Menschlichkeit benutzt wird", sagte der iranische Präsident. Es sei "eine nationale und religiöse Pflicht, sich dem zionistischen Regime entgegenzustellen". Die mit dem Westen verbündeten Araber sollten sich nicht mit Israel einlassen. "Dieses Regime wird nicht mehr lange überleben. Sein Leben geht zu Ende." Zuvor hatte Ahmadinedschad noch versöhnlich gesagt, Iran verzichte auf die Entwicklung atomarer Waffen: "Wir brauchen solche Waffen nicht." Auf das zivile Atomprogramm werde Iran jedoch niemals verzichten. Mahmud Ahmadinedschad sprach anlässlich des "Al Quds"-Feiertages, am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan.

Al Quds ist der arabische Name für Jerusalem, das den drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam gleichermaßen heilig ist. Der gesetzliche Feiertag im Iran soll an die Besetzung Ostjerusalems durch israelische Truppen im Sechstagekrieg 1967 erinnern.

An diesem Tag finden traditionell antiisraelische Demonstrationen und Aufzüge im Iran statt. Hunderttausende Anhänger der Opposition nutzten diesmal jedoch die Gelegenheit für eigene Protestkundgebungen im Zentrum von Teheran. Viele der Menschen gaben durch grüne Armbänder oder Kleidung zu erkennen, dass sie den bei der umstrittenen Präsidentenwahl am 12. Juni unterlegenen Ahmadinedschad-Rivalen Mir Hossein Mussawi unterstützen. Sie riefen "Tod dem Diktator" und "Freiheit, Freiheit". Die Sicherheitskräfte drangsalierten die Mussawi-Anhänger, verprügelten sie und nahmen zahlreiche Oppositionelle fest.

Im Internet kursierten Fotos von misshandelten Demonstranten. Polizei, Revolutionsgarden und auch Machthaber Ayatollah Ali Chamenei hatten die Mussawi-Anhänger zuvor eindringlich davor gewarnt, auf die Straßen zu gehen. Einige Hardliner versuchten nach Schilderungen von Augenzeugen, auch Mussawi in seinem Wagen zu attackieren, konnten aber von dessen Anhängern zurückgeschlagen werden.

Der frühere iranische Präsident Mohammed Chatami, der sich auf die Seite der Opposition geschlagen hat, wurde von radikalen Regierungsanhängern angegriffen und zu Boden geworfen, wobei er seinen Turban verlor. Auf Seiten der Opposition sollen auch der frühere Parlamentspräsident Mehdi Karrubi und der ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani mitdemonstriert haben. Rafsandschani wurde aus diesem Grund zum ersten Mal seit 25 Jahren das Privileg entzogen, das Freitagsgebet zu leiten. Zusammenstöße wurden auch aus Täbris und Isfahan gemeldet.