Mit seiner ersten Rede hat der seit August amtierende Nato-Generalsekretär ein neues Kapitel aufgeschlagen. Im Concert Noble, dem im 19. Jahrhundert für die Brüsseler High Society erbauten Festsaal, bot Anders Fogh Rasmussen Russland einen Neubeginn der Kooperation an.

Brüssel/Moskau. Seit Ende des Kalten Krieges "haben wir große Worte gefunden. Aber wir haben sie nicht in Realität umzusetzen gewusst", so Rasmussen. Außerdem hätten beide Seiten unrealistische Erwartungen an den anderen gehabt.

Offensichtlich liegt Dänemarks Ex-Regierungschef viel daran, seine Konzepte für ein besseres Verhältnis zwischen Nato und Russland durch konkrete Pläne zu untermauern, und so unterbreitete er dem Kreml drei Vorschläge: Moskau und Brüssel sollten ihre praktische Kooperation ausbauen, etwa im Anti-Terror-Kampf, bei Maßnahmen gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen - und auch bei den Plänen für eine Raketenabwehr in Europa. Zweitens soll der Nato-Russland-Rat, den Moskau selbst einst als "Quasselbude" bezeichnete, wieder zu einem ernsthaften Dialogforum werden. Nach dem Krieg in Georgien im August 2008 hatte die Nato das Gremium als Reaktion auf Russlands Vorgehen vorübergehend ausgesetzt. Und drittens will Rasmussen durch gemeinsame Aktionspläne die jeweiligen Sicherheitskonzepte für die Zukunft koordinieren.

Die erste russische Reaktion auf die Rede fiel sehr positiv aus. Sie sei "sehr konstruktiv gewesen", sagte Dimitri Rogosin, Russlands Botschafter bei der Nato. Und fügte hinzu: "Wenn die US-Regierung in Tschechien und Polen keinen Raketenschild mehr aufstellen will, sieht Russland auch von der Installation einer Raketenbasis in Kaliningrad ab." Mit dieser Ankündigung hatte Moskau im November 2008 auf die Pläne der Bush-Regierung reagiert, in den beiden EU-Mitgliedsstaaten einen Raketenschild aufzubauen.

Bei einer anderen Frage aber blieb Rasmussen hart: der Erweiterung. Für Georgien und die Ukraine bleibe die Tür offen. "Aber es ist mein großes Ziel, Russland davon zu überzeugen, dass sich diese Politik nicht gegen Moskau richtet." Er rief Russland auch dazu auf, sich stärker im Atomkonflikt mit dem Iran zu engagieren. Es solle "ebenfalls maximalen politischen und diplomatischen Druck aufbauen, um Teheran von seinen Atomplänen abzubringen".