Im Marschieren glänzen die Chinesen wie eh und je. Wenige Wochen vor dem Nationalfeiertag der Volksrepublik bereitet sich das Militär in Peking auf den großen Festakt vor.

Hamburg/Peking. Auch 60 Jahre nachdem der Revolutionsführer Mao Tse-tung am 1. Oktober 1949 die kommunistische Volksrepublik China ausgerufen hatte, übernimmt das Militär einen wichtigen repräsentativen Teil bei den Feierlichkeiten. Eine Parade ist geplant, gefolgt von Feuerwerk, Sing- und Tanzeinlagen.

60 Jahre Volksrepublik sind aber für viele Chinesen alles andere als ein Grund zum Feiern. Maos "Kulturrevolution" stürzte das Land in Chaos und Brutalität, die Ein-Kind-Politik brachte den Staat an den Rand einer gesellschaftlich wie demografischen Katastrophe und das Tian'anmen-Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking aus dem Jahr 1989, bei dem etwa 3000 Menschen ums Leben kamen, bleibt unvergessen.

Neben dem noch immer ungelösten Taiwan-Konflikt sorgt vor allem die Unterdrückung Tibets für diplomatische Spannungen. Seit 1965 offiziell eine Verwaltungseinheit der Volksrepublik, strebt die Region unter ihrem populären geistigen Führer, dem Dalai Lama, mehr Autonomie an. Der rechtliche Status bleibt umstritten und alle diplomatischen Beziehungen westlicher Länder zu Tibet werden von den Chinesen mit Argwohn betrachtet. In beständiger Regelmäßigkeit prangern internationale Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch Menschenrechtsverletzungen im Reich der Mitte an. Kritisiert wird insbesondere Folter, die Inhaftierung ohne Anklage und die Strafe der "Umerziehung durch Arbeit", sowie die Verhängung der Todesstrafe. Diese darf seit 2007 mit Ausnahme des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas zwar nur noch von ordentlichen Gerichten verhängt werden, wird aber auch für Delikte wie Steuerhinterziehung ausgesprochen. Das Internet und alle Massenmedien werden nach wie vor von der Kommunistischen Partei kontrolliert und zensiert.

Aktuell rumort es in der Provinz Xinjiang, in der die Minderheit der muslimischen Uiguren mit den Han-Chinesen im Konflikt steht. Auch die Uiguren verlangen nach mehr Autonomie und fühlen sich auch in den anderen Landesteilen von der Bevölkerungsmehrheit ausgebeutet und unterdrückt.

Lange Zeit profitierte Chinas Wirtschaft von der Öffnungspolitik seit den 80er-Jahren. Doch die Krise hat auch die Volksrepublik erreicht, insbesondere das Exportgeschäft und den Arbeitsmarkt.

Gefeiert und paradiert wird am 1. Oktober in Peking und im Rest des Reiches der Mitte trotzdem. Die Partei will es.