Die Sorge vor der deutschen Wiedervereinigung hat den damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand laut bislang geheimen Dokumenten zu einem Hitler-Vergleich getrieben.

London. Bei einem Treffen mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher im Januar 1990 sorgte sich Mitterrand angesichts der möglichen Wiedervereinigung demnach von der Rückkehr der "bösen" Deutschen, die einst Europa dominiert hatten.

Würde sich Bundeskanzler Helmut Kohl durchsetzen, könnte Deutschland mehr Boden gewinnen, als es Hitler je getan habe, und Europa müsse die Konsequenzen tragen. Demnach unterstellte der französische Präsident dem Bundeskanzler, kein Verständnis für die Gefühle anderer Nationen zu haben und das Nationalgefühl der Deutschen auszubeuten. Dies geht aus Aufzeichnungen von Thatchers außenpolitischem Berater, Charles Powell, hervor. Britische Zeitungen zitierten gestern aus Powells Memo, das zu einer Reihe von rund 20 Jahre alten Dokumenten gehört, die heute offiziell von der britischen Regierung veröffentlicht werden sollen. Die Unterlagen belegen das tiefe Misstrauen von Deutschlands wichtigsten europäischen Verbündeten beim Prozess der Wiedervereinigung von Bundesrepublik und DDR nach dem Fall der Berliner Mauer. Kohl und Mitterrand hatten in den folgenden Jahren ein gutes Verhältnis zueinander.