US-Präsident Barack Obama findet mit seiner Außenpolitik in Europa größte Zustimmung - viermal so viel wie sein republikanischer Vorgänger George W. Bush. Das geht aus einer Umfrage des amerikanischen German Marshall Fund hervor.

Washington. Demnach stimmen 77 Prozent der Bevölkerung in der EU und in der Türkei dem Kurs des Demokraten zu, während es bei Bush im Jahre 2008 gerade einmal 19 Prozent waren.

Die unabhängige Stiftung führt die Umfrage zu "transatlantischen Trends" seit acht Jahren durch. Nach ihren Angaben hat es in dieser Zeit im Jahresvergleich noch nie eine derart drastische Änderung in der öffentlichen Meinung gegeben wie in diesem Fall. Demnach schnellte die Zustimmungsrate in Deutschland gar um 80 Prozentpunkte in die Höhe, in Frankreich waren es 77 und in Portugal immer noch stolze 70 Prozentpunkte.

Insgesamt ist der Rückhalt für die US-Außenpolitik in Westeuropa am größten (86 Prozent). Die Mittel- und Osteuropäer sind verhaltener, aber immerhin unterstützen auch hier 60 Prozent die Art und Weise, wie Obama mit internationalen Fragen umgeht. Und in der Türkei stehen zwar nur 50 Prozent hinter seiner Außenpolitik, aber das ist laut Umfrage ein Anstieg um 42 Prozentpunkte im Vergleich zur Zustimmung zum Bush-Kurs im vergangenen Jahr.

Ganz anders stellt sich für den Präsidenten, der gerade aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt ist, die innenpolitische Lage dar. Er hat klare Worte angekündigt, um seine umstrittenen Pläne für eine umfassende Gesundheitsreform gegen den massiven Widerstand im Kongress durchzusetzen. In seiner Rede vor den beiden Parlamentskammern werde er genau darlegen, "was nach meiner Meinung unsere Gesundheitsversorgungskrise beilegen wird", sagte Obama dem Fernsehsender ABC.

In der vergangenen Nacht hat er nach Redaktionsschluss des Abendblatts eine Ansprache vor den beiden Kammern des Kongresses gehalten, die als wichtiger Test für Obama galt, dessen Beliebtheitswert in den vergangenen Wochen vor allem wegen der geplanten Gesundheitsreform deutlich gesunken war.

Der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, machte dem US-Präsidenten wenig Hoffnung, dass die Opposition im Streit um die Gesundheitsreform einlenken werde. Obama Pläne, den rund 47 Millionen nicht versicherten US-Bürgern mit staatlicher Hilfe eine Krankenversicherung zu ermöglichen, stößt auch bei vielen Menschen im Land auf heftige Kritik. Dadurch büßte der Präsident deutlich an Beliebtheit ein. Am Dienstag lag seine Zustimmungsrate laut Umfrageinstitut Gallup bei 51 Prozent, im Februar, also kurz nach seinem Amtsantritt, hatte sie noch bei 69 Prozent gelegen. Ein Scheitern seiner Gesundheitsreform könnte Obama auch die Unterstützung für andere wichtige Reformvorhaben wie neue Klimaschutz-Vorgaben und Konjunkturmaßnahmen sowie für eine mögliche Truppenaufstockung in Afghanistan kosten.