Eine Woche vor der entscheidenden Abstimmung im Europäischen Parlament muss EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso weiter um seine zweite Amtszeit zittern.

Brüssel. Die notwendige Mehrheit in der Volksvertretung ist nach dem dreitägigen Debatten-Marathon Barrosos in den sieben Fraktionen noch sehr unsicher. Die Sozialisten, die von dem konservativen Portugiesen viele Zugeständnisse fordern, sind unentschieden. "Er war nicht unser Kandidat, es wird sehr schwierig, ein Votum für ihn zu bekommen", sagte Fraktionschef Martin Schulz in Brüssel nach der Diskussion mit Barroso in seiner Fraktion.

Sogar Parlamentspräsident Jerzy Buzek, der aus Barrosos christdemokratischer Parteienfamilie kommt, ist "nicht optimistisch" über die Bestätigung des Parlaments. Buzek und Schulz zufolge werden die Fraktionschefs die Abstimmung über Barroso für den nächsten Mittwoch beim Plenum in Straßburg auf die Tagesordnung setzen. Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs hatten Barroso einmütig für eine zweite Amtszeit an der Spitze der mächtigen EU-Exekutive vorgeschlagen. Es gibt keinen Gegenkandidaten, aber das Parlament muss zustimmen.

Sozialisten, Liberale, Grüne und Linke im Parlament verweigerten Barroso die Gefolgschaft, weil sie ihn für unfähig halten. Die christdemokratische Europäische Volkspartei, die größte Fraktion im Parlament, steht weitgehend hinter Barroso. "Ich gehe davon aus, dass die überragende Mehrheit ihn wählt", sagte der CDU-Abgeordnete Elmar Brok. Für eine einfache Mehrheit muss der ehemalige Regierungschef Portugals aber noch Abgeordnete aus den anderen Parteien hinter sich bringen.