Eine britische Spezialeinheit hat einen Journalisten der “New York Times“ gerettet. Doch die Schießerei forderte Opfer.

Kabul/New York. Ein britischer Militäreinsatz in Nordafghanistan hat fünf Menschen das Leben gekostet. Die Soldaten befreiten einen Reporter der „New York Times“, der nach dem umstrittenen Angriff auf die Tanklastwagen von Taliban-Kämpfern entführt wurde. Bei dem Einsatz einer Spezialeinheit wurden ein britischer Soldat und der afghanische Dolmetscher des Journalisten getötet, wie ein Militärsprecher und die „New York Times“ mitteilten. Auf Seiten der Geiselnehmer kamen nach Angaben der örtlichen Behörden drei Menschen ums Leben.

Der Reporter Stephen Farrell war am Sonnabend zusammen mit seinem Dolmetscher Sultan Munadi von Taliban-Kämpfern überfallen worden, als er über die Folgen des Nato-Luftangriffs auf zwei entführte Tanklastwagen berichten wollte. Bei dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff kamen mindestens 72 Menschen ums Leben. Die britischen Soldaten wurden am Mittwochmorgen mit Hubschraubern zu dem Haus gebracht, in dem die beiden Geiseln festgehalten wurden, wie ein Sprecher des Gouverneurs von Kundus mitteilte. Daraufhin kam es zu einer Schießerei mit den Entführern. Ein Taliban-Kommandeur, der Besitzer des Hauses und eine Frau seien erschossen worden, sagte der Sprecher.

Die „New York Times“ hatte nach der Entführung die Medien gebeten, mit Rücksicht auf die Sicherheit ihres Mitarbeiters nicht darüber zu berichten. Der 46-jährige Farrell hat die britische und irische Staatsbürgerschaft. Er berichtet seit 2007 für die „New York Times“ aus dem Irak und aus Afghanistan. Sein Übersetzer Munadi war bereits seit 2002 für die „New York Times“ tätig, verließ dann aber Afghanistan, um in Deutschland zu studieren. Erst im August kehrte er in seine Heimat zurück, um seine Familie zu besuchen. Dabei fand er sich bereit, Farrell nach Kundus zu begleiten.

Unterdessen veröffentlichte das Madrider Institut Fridde einen Bericht, wonach nur die Vereinten Nationen eine friedliche Lösung für den Konflikt in Afghanistan herbeiführen könnten. Der 205 Seiten umfassende Bericht wurde Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon übergeben. Das Ziel, auf militärischem Weg den Aufstand in Afghanistan zu beenden, habe das langfristige Ziel, einen Staat aufzubauen und Frieden zu sichern, untergraben, heißt es darin. Je mehr Soldaten im Land stationiert würden, desto mehr Feindseligkeit, Widerstand und Gewalt werde es geben, vor allem bei der Zivilbevölkerung.

Nur die Uno würde als unvoreingenommener Akteur wahrgenommen und könnte eine politische Strategie erarbeiten. Der Weltsicherheitsrat müsse die Uno dazu ermutigen, „eine strategischere Rolle“ zu spielen und dafür einen hochrangigen Gesandten zu ernennen.