Der August könnte der bislang verlustreichste Monat für die US-Streitkräfte in Afghanistan werden. Mit dem Tod eines Soldaten bei einem Überfall im Süden des Landes stieg gestern die Zahl der Todesopfer auf 44.

Kabul. Damit sind es ebenso viele wie im Juli, dem bislang tödlichsten Monat für die US-Truppen seit Beginn des Einsatzes im Herbst 2001. Derzeit sind mehr als 60 000 amerikanische Soldaten in Afghanistan stationiert, so viele wie nie zuvor.

In der Provinz Paktika im Osten des Landes kam es zu Gefechten zwischen US- und afghanischen Soldaten mit Taliban-Kämpfern, dabei wurde auch eine Klinik beschossen. Dort ließ sich ein Kommandeur der radikalen Islamisten behandeln. Afghanische Soldaten erhielten einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort und riefen später die US-Truppen zu Hilfe. Nach US-Angaben wurden zuvor alle Zivilpersonen aus dem Gebäude gebracht. Der Leiter der Klinik habe den Angriff genehmigt, sagte eine Militärsprecherin. Nach unterschiedlichen Angaben wurden dabei bis zu zwölf Aufständische getötet und sieben weitere verletzt.

Mit einer "Richtlinie zur Aufstandsbekämpfung" will der Kommandeur der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf seine Soldaten nun auf einen neuen Kurs einschwören. "Verdient euch die Unterstützung der Menschen, und der Krieg ist gewonnen, unabhängig davon, wie viele Militante getötet oder gefangen werden", heißt es in dem Papier von US-General Stanley McChrystal. "Wir müssen ganz anders denken und handeln, um Erfolg zu haben." 95 Prozent der Zeit müssten darauf verwendet werden, Beziehungen zu den Menschen aufzubauen. "Richtet euer Augenmerk auf die Menschen, nicht auf die Militanten."

McChrystal betont in der am Mittwoch erlassenen Richtlinie: "Wir werden nicht einfach dadurch gewinnen, dass wir Aufständische töten." Die Soldaten müssten die Art und Weise ändern, in der sie denken, handeln und operieren. "Wir müssen die Menschen verstehen und Dinge durch ihre Augen sehen. Es sind ihre Ängste, Frustrationen und Erwartungen, die wir ansprechen müssen", heißt es in dem Papier weiter. "Wir werden den Afghanen zum Sieg verhelfen, indem wir sie sichern, sie vor Bedrohung, Gewalt und Missbrauch schützen, und indem wir in einer Art und Weise operieren, die ihre Kultur und Religion respektiert."