Das “Golden Girl“ ist wieder zu Hause und die Heimat bereitete einen heldenhaften Empfang: Tausende Menschen haben 800-m-Weltmeisterin Caster Semenya gestern auf dem Flughafen von Johannesburg willkommen geheißen.

Johannesburg. Nur langsam konnte sich die wegen ihrer männlichen Erscheinung umstrittene 18-Jährige den Weg durch die tanzende und singende Menschenmasse bahnen, unter der auch ihre Familie war. Auf Schildern huldigten die Fans "Unsere First Lady des Sports". Auch die Ex-Frau des früheren Präsidenten Nelson Mandela, die Abgeordnete Winnie Madikizela-Mandela, empfing die Heimkehrerin und betonte, Südafrika werde keinen Geschlechtstest Semenyas akzeptieren. "Die können sich ihre Beleidigungen sonst wohin stecken - das ist unser Mädel und niemand wird irgendwelche Tests mit ihr durchführen", erklärte sie.

Wenig später attackierte Staatspräsident Jacob Zuma bei einem Empfang in Pretoria den Leichtathletik-Weltverband IAAF, der Semenya bei der WM in Berlin wegen ihrer männlichen Erscheinung zum Sex-Test gebeten hatte: "Wir missbilligen, wie Frau Semenya behandelt worden ist." Untersuchungen seien das eine. "Eine professionelle, ehrliche Athletin in der Öffentlichkeit zu demütigen ist aber etwas anderes."

Die Nachricht vom Sex-Test bei Semenya, mit dem ihr Geschlecht bestimmt werden soll, hatte ihren WM-Sieg (1:55,45 Minuten) überschattet und in Südafrika eine Welle des Protests losgetreten. Der IAAF wurde Rassismus vorgeworfen. Südafrika kündigte an, sich bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen zu beschweren.

Unterdessen berichtet der englische "Telegraph", das Niveau des männlichen Sexualhormons Testosteron sei in Semenyas Körper dreimal so hoch wie normalerweise bei Frauen. Das hätten Tests im Vorfeld der WM gezeigt. Schon vor einigen Tagen hatte die Schweizer Zeitung "Blick" geschrieben, Semenya sei nachweislich ein Zwitter mit der Chromosomen-Kombination XY - ein sogenannter Hermaphrodit. Als Informant war ein Trainer genannt worden. Der Coach sagte: "Südafrika hat die Tests bereits im März gemacht. Das Ergebnis ist klar. Semenya hätte bei der WM in Berlin nicht bei den Frauen starten dürfen. Doch ihre Funktionäre haben voll auf die Karte Risiko gesetzt."