Der unter mysteriösen Umständen entführte Frachter “Arctic Sea“ war entgegen offiziellen Verlautbarungen nie wirklich verschollen.

Moskau/Hamburg. Die Nato wusste nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" immer, wo sich der finnische Frachter befand. Man habe seinen Weg durch den Ärmelkanal, durch die Biskaya und vor der portugiesischen Küste stets verfolgt, hieß es in Nato-Kreisen auf Anfrage der Zeitung. Die russische Regierung habe jedoch von Anfang an darauf bestanden, das Problem selbst zu lösen. Da habe sich die Nato bewusst rausgehalten. Sonst hätte es mächtige Verwicklungen gegeben, hieß es weiter.

Auch die EU-Kommission hatte mitgeteilt, sich an Absprachen mit Russland zu halten. "Wenn wir nichts gesagt haben, dann heißt das nicht, dass wir nichts wussten", wurde EU-Kommissionssprecher Martin Selmayr von der russischen Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" zitiert. Mit dem Fall "Arctic Sea" seien Geheimdienste aus 20 Ländern beschäftigt gewesen.

Russland hatte vor einer Woche die Befreiung der 15 russischen Seeleute auf der "Arctic Sea" vor den Kapverdischen Inseln bekannt gegeben. Seeleute und Entführer werden derzeit in Moskau verhört. Russland hat Spekulationen widersprochen, nach denen die "Arctic Sea" außer der offiziellen Fracht Holz auch Waffen transportiert haben. Man habe an Bord nichts Verdächtiges gefunden.