Nur einen Tag nach der Präsidentenwahl in Afghanistan haben Amtsinhaber Hamid Karsai und sein wichtigster Herausforderer Abdullah Abdullah bereits den Sieg jeweils für sich reklamiert. Erste Ergebnisse werden nach Angaben der Wahlkommission aber nicht vor Dienstag veröffentlicht.

Kabul. Die Beteiligung an der von zahlreichen Anschlägen überschatteten Wahl habe bei 40 bis 50 Prozent gelegen, erklärte die Kommission am Freitag. Im Lager Karsais hieß es, der Amtsinhaber habe mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten. Damit wäre keine Stichwahl nötig. "Davon gehen wir nach unseren ersten Erkenntnissen aus", sagte Karsais Wahlkampfsprecher Seddik Seddiki.

Die Stimmauszählung ist inzwischen zwar beendet, die Wahlzettel werden nach Angaben der Wahlkommission aber noch in die Hauptstadt Kabul gebracht. Das offizielle Ergebnis wird erst Anfang September bekannt gegeben. Die Wahlkampfteams der Kandidaten haben bereits eigene Zählungen durchgeführt, denen Angaben ihrer Beobachter in den Wahllokalen zugrunde liegen.

Abdullah sagte, er liege trotz Unregelmäßigkeiten bei der Wahl in Führung. Sollten weder er noch Karsai 50 Prozent der Stimmen bekommen haben, sei er zu einer Stichwahl bereit. Abdullah beklagte, in verschiedenen Landesteilen seien Beobachter daran gehindert worden, die Wahlurnen zu überprüfen.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung rechnet nach der Wahl auch mit einer größeren Sicherheit für die deutschen Soldaten am Hindukusch. Er hoffe, dass es eine weitere Stabilisierung auch in "unserem Verantwortungsbereich" geben werde, sagte der CDU-Politiker. Er äußerte sich zufrieden über den Verlauf der Wahl, die im Grundsatz in einem relativ stabilen Umfeld stattgefunden habe. Fast jeder, der habe wählen wollen, habe auch wählen können.