Der Empfang des Lockerbie-Attentäters Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi in Libyen hat in Großbritannien heftige Kritik ausgelöst. Jubelnde Menschenmassen hatten ihn in Tripolis empfangen, nachdem die schottische Regierung ihn wegen einer Krebserkrankung vorzeitig aus der Haft entlassen hatte.

London/Tripolis. "Zu sehen, wie einem Massenmörder in Tripolis ein Heldenempfang bereitet wird, ist zutiefst erschütternd", sagte der britische Außenminister David Miliband. Schlimm sei der Empfang vor allem für die Angehörigen der Opfer des Anschlags und für jeden, "der ein Quäntchen Menschlichkeit in sich trägt", so Miliband. Der libysche Umgang mit al-Megrahi könne diplomatische Konsequenzen nach sich ziehen, warnte er. Gleichzeitig wies er Spekulationen zurück, wonach Interessen britischer Energiekonzerne, die in Libyen Geschäfte machen, bei der Freilassung eine Rolle gespielt hätten.

Der schottische Justizminister Kelly MacAskill hatte al-Megrahi vorzeitig entlassen, weil dieser an Prostatakrebs leidet und ihm nur noch wenige Monate bis zu seinem Tod bleiben. Während der Sohn und mögliche Nachfolger des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi den Begnadigten begrüßte und sich erfreut zeigt über die Freilassung, sprach US-Präsident Obama von "einem Fehler" und stellte die Forderung, al-Megrahi in Libyen unter Hausarrest zu stellen. Der Libyer saß acht Jahre seiner lebenslangen Haftstrafe ab, die er für den Bombenanschlag auf die US-Linie Pan Am vor 21 Jahren bekam. Bei dem Anschlag starben 270 Menschen.