Der erbitterte Streit beim emotionsgeladenen Fatah-Parteitag in Bethlehem hat die innere Zerrissenheit der Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas offenbart.

Bethlehem. Am Freitag kamen die 2000 Delegierten erst am Abend nach dem Freitagsgebet wieder zusammen, um mit der Wahl des Zentralkomitees und des Revolutionsrats zu beginnen. Ursprünglich hätte der Parteitag bereits am Vortag zu Ende gehen sollen. Die Konferenz in Bethlehem im Westjordanland wurde nach hitzigen Debatten jedoch auf unbestimmte Zeit verlängert.

Umstritten war vor allem das Wahlrecht der rund 400 Fatah-Delegierten aus dem Gazastreifen, die an dem Parteitag nicht teilnehmen konnten. Die radikalislamische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, hatte ihnen die Ausreise verweigert. Darum forderten Delegierte aus Gaza eine Ein-Drittel-Repräsentanz unter den gewählten Mitgliedern des Zentralkomitees und des Revolutionsrats. Dem wollten Delegierte aus dem Westjordanland nicht zustimmen.

Hintergrund der Querelen ist ein Machtkampf zwischen der alten und jungen Garde in der Fatah. Letztere wollen mehr Einfluss in der Partei. Zu ihnen gehört der in Israel inhaftierte Marwan Barguti und der frühere Fatah-Repräsentant in Gaza, Mohammed Dahlan.

Für die 18 zur Wahl stehenden Sitze im 21 Mitglieder umfassenden Zentralkomitee bewerben sich mindestens 85 Kandidaten. Mindestens 427 Bewerber kandidieren für 70 zu wählende Sitze im 120 Mitglieder zählenden Revolutionsrat. Die restlichen Mitglieder werden von den Gremien dann selbstbestimmt.

Am Vorabend beschlossen die Delegierten zudem, Israel müsse 14 Vorbedingungen erfüllen, bevor die auf Eis liegenden Friedensverhandlungen wieder aufgenommen werden könnten. Dazu gehört ein Einfrieren des Siedlungsbaus und die Freilassung aller militanten Palästinenser aus israelischer Haft.

Die Delegierten stimmten zudem für eine Resolution, nach der "die Besatzungsmacht Israel die volle Verantwortung für die Ermordung des Märtyrers Jassir Arafat trägt". Das israelische Informationsministerium wies die Anschuldigungen als "lächerlich" zurück. Arafat war 2004 im Alter von 75 Jahren gestorben.