Sonia Sotomayors Eltern kamen aus Puerto Rico. Sie wuchs im New Yorker Latino-Getto auf. Als Top-Juristin war sie Barack Obamas erste Wahl für die Richterstühle, die die Auserwählten ein Leben lang inne haben.

Washington. Vier Wochen an bohrenden Fragen musste sie überstehen, jetzt ist Sonia Sotomayor (55) am Ziel. Und US-Präsident Barack Obama ist es in ihrem Fall auch: Mit der Bestätigung von Sonia Sotomayor als Richterin am Obersten Gericht hat der US-Senat eine historische Entscheidung getroffen. Die Juristin wird erst die zweite Frau unter den neun Richtern des höchsten US-Gerichts. Sie ist das erste Mitglied mit einem lateinamerikanischen Hintergrund. Die in New York geborene Tochter von Einwanderern aus Puerto Rico war die erste Wahl des ersten schwarzen Präsidenten, Barack Obama.

Für die bisherige Bundesrichterin stimmten 68 Senatoren, 31 waren dagegen. US-Präsident Barack Obama sprach von einer historischen Abstimmung. Der Senat habe damit eine weitere Barriere durchbrochen, sagte er. Der Vorsitzende des Justizausschusses, der Demokrat Patrick Leahy, stellte Sotomayor in eine Reihe mit Pionieren im amerikanischen Rechtswesen, darunter Thurgood Marshall, den ersten schwarzen Juristen im Supreme Court.

Sotomayor stammt aus einfachen Verhältnissen, ihr Aufstieg klingt wie aus einem Märchen. Sie ist aufgewachsen in der Bronx in New York. Der Vater starb, als sie neun Jahre alt war. Die Mutter arbeitete als Krankenschwester. Als die Tochter später auf der Eliteuniversität Princeton studierte, fühlte sie sich dort „wie ein Besucher auf einem anderen Stern“. Doch sie biss sich durch – das sind die Geschichten, die „Hispanos“ lieben.

Sotomayor ist geschieden und hat keine Kinder. Sie verfügt über viel Erfahrung in der Rechtsprechung und Rechtslehre. Zuletzt war sie Richterin am Berufungsgericht in New York. Sotomayor erhielt die höheren Weihen der Jurisprudenz ebenso wie Obama an der Yale Law School, wo sie 1979 – mit summa cum laude („ mit höchstem Lob“) – ihren Doktor machte. Zunächst arbeitete sie im Büro des Staatsanwalts von New York, ab 1984 als Rechtsanwältin in einer New Yorker Kanzlei.

Der damalige US-Präsident George Bush berief sie 1991 in New York als Bezirksrichterin, 1997 wurde sie von dem ehemaligen US- Präsidenten Bill Clinton zur Bundesrichterin beim Berufungsgericht bestellt. Seit über zehn Jahren lehrt die Juristin Rechtswissenschaften an der Universität New York.

Die politische Diskussion über ihre Nominierung drehte sich vor allem um die Frage, ob die persönliche Herkunft und der eigene Lebensweg die Urteile eines Richters beeinflussen dürfen. Im Kern geht es um die „Rassenfrage“ – ein heikles Thema für den ersten schwarzen Präsidenten in der US-Geschichte. Konservative „Hardliner“ innerhalb der republikanischen Partei warfen Sotomayor offen „Rassismus“ vor, bezeichneten sie als „Rassistin“. Sie sei eine Aktivistin, die ihre linken politischen Ambitionen über das Gesetz stelle.

Die Obersten Richter der USA bleiben im Amt, bis sie zurücktreten oder sterben. Der jeweilige US-Präsident hat damit die Möglichkeit, mit seinen Ernennungen die Politik noch lange über seine eigene Amtszeit hinaus zu beeinflussen. Unter George W. Bush rückte das einflussreiche Gremium nach rechts. Die jetzige Nominierung war die erste seitens eines demokratischen Präsidenten seit 15 Jahren.