Mit einer Großrazzia in Melbourne hat die Polizei nach eigenen Angaben einen Terroranschlag radikaler Islamisten auf australische Militäreinrichtungen vereitelt.

Melbourne. Sie nahm gestern bei einer Großrazzia vier Terrorverdächtige mit Verbindungen zur somalischen Miliz al-Schabab fest, die als Ableger der radikalislamischen al-Qaida gilt. "Die Absicht der Männer war es, in die Kasernen einzudringen und so viele Soldaten wie möglich zu töten, bevor sie selbst erschossen werden", sagte Ermittlungschef Tony Negus.

Die Verdächtigen wurden bei Tagesanbruch in der südaustralischen Metropole Melbourne gefasst, als rund 400 Polizisten insgesamt 19 Häuser durchsuchten. Es handelte sich nach Angaben der Behörden um Männer im Alter zwischen 22 und 26 Jahren. Sie seien australische Staatsbürger somalischer oder libanesischer Herkunft. Die Ermittler waren der Gruppe seit sieben Monaten auf der Spur und hatten auch den australischen Geheimdienst Asio eingeschaltet. Wäre das Vorhaben der Gruppe ausgeführt worden, wäre dies der bislang schlimmste Terroranschlag auf australischem Boden gewesen, sagte Negus und schloss weitere Festnahmen nicht aus.

Premier Kevin Rudd bewertete den Ermittlungserfolg als Erinnerung an die ständige Bedrohung des Landes. "Die ernüchternde Erkenntnis der heutigen Ereignisse ist, dass alle Australier daran erinnert werden, wie aktuell und anhaltend die Terrorgefahr ist", sagte er in Cairns. Die Regierung erhöhte dennoch nicht ihre Terrorismus-Warnstufe, die seit 2003 auf mittlerem Niveau liegt. Rudd schloss zudem einen Zusammenhang zum jüngsten Anschlag auf ein internationales Hotel in der indonesischen Hauptstadt Jakarta aus, bei dem im Juli unter neun Menschen auch drei Australier getötet worden waren. Bei den Anschlägen auf der Ferieninsel Bali 2002 stammten 88 Opfer aus Australien.

Die Polizei geht von einer Verbindung der Festgenommenen zur somalischen Gruppe al-Schabab aus, die mit ihrer radikalen islamistischen Ideologie vor allem junge Männer anzieht und tief in die gewaltsamen Konflikte in dem ostafrikanischen Staat verstrickt ist. Somalia gilt als Rückzugsgebiet für Anhänger der al-Qaida, die für die September-Anschläge 2001 in den USA verantwortlich ist.

Der erste Verdächtige, Nayaf al-Sayed, wurde wegen Verschwörung zu einem Anschlag auf einen Militärstützpunkt angeklagt. Er legte keinen Einspruch ein und beantragte nicht, gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden. Er weigerte sich, vor dem Richter aufzustehen. Sein rechtlicher Beistand erklärte, Sayed werde sich nur für Gott erheben. Nach Darstellung der Polizei hatten Sayed und seine Komplizen eine Kaserne in Sydney ausgespäht. Es sei Bildmaterial sichergestellt worden, das einen der Verdächtigen vor dem Holsworthy-Stützpunkt zeige. Es gebe zudem Beweise, dass einige der Männer ein Training in Somalia absolviert hätten. Nach einem Bericht der Zeitung "The Australian" gehörten der Gruppe 18 Mitglieder an. Mit dem Überfall wollten die Männer demnach Australien für seine Beteiligung an Einsätzen in islamischen Ländern bestrafen. Das Land hat mehr als 1000 Soldaten im Irak und in Afghanistan stationiert.