Hunderte Frauen im Sudan sind aus Solidarität mit einer Journalistin auf die Straße gegangen, der wegen Tragens von Hosen in der Öffentlichkeit 40 Peitschenhiebe drohen. Die Polizei setzte zum Prozessauftakt vor dem Gerichtsgebäude in der Hauptstadt Khartum Tränengas gegen die Demonstranten ein.

Khartum. Das Verfahren wurde kurz nach Eröffnung auf den 7. September vertagt. Das Gericht will nun prüfen, ob der Status der Angeklagten als Uno-Mitarbeiterin ihr Immunität sichert.

Die Sudanesin Lubna Hussein hatte im Juli bei einer Feier in einem Restaurant in Khartum eine Hose getragen und war daraufhin zusammen mit zwölf anderen Frauen festgenommen worden. Wegen unzüchtiger Kleidung drohen ihr 40 Peitschenhiebe.

Polizisten mit Schilden und Schlagstöcken versuchten die Menge aufzulösen. Ein Zeuge sagte, ein Polizist habe Platzpatronen in die Luft abgefeuert.

Frauengruppen kritisierten, dass die Gesetzgebung keine konkrete Definition von unzüchtiger Kleidung enthalte. Es liege in der Willkür jedes Polizisten, das zu beurteilen und Frauen festzunehmen.

Hussein sagte, sie sei "auf alle Möglichkeiten gefasst". Vor dem Urteil habe sie "absolut keine Angst". Ihr Ziel sei es, das Gesetz zu Fall zu bringen, das Frauen für das Tragen von "unschicklicher" Kleidung mit Peitschenhieben droht. Sollte ihr dies nicht gelingen, sei sie dazu bereit, "nicht 40, sondern 40 000 Peitschenhiebe" über sich ergehen zu lassen.

Hussein hat nach eigenen Angaben ihre Stelle bei der Uno gekündigt, um das Verfahren ohne die damit verbundene juristische Immunität durchfechten zu können.