In Honduras ist es erneut zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Polizisten und Anhängern des gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya gekommen. Wie örtliche Medien berichteten, wurden mindestens 26 Menschen verletzt. 88 Personen seien festgenommen worden. Einer der Demonstranten erlitt einen Kopfschuss. Er schwebt in Lebensgefahr. Laut der Polizei in der Hauptstadt Tegucigalpa sei der Schuss aus den Reihen der Demonstranten gekommen.

Tegucigalpa. Angesichts der zunehmenden Gewalt mehren sich die Aufforderungen an die Kontrahenten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Putschregierung unter Roberto Micheletti zeigte bereits erste Signale des Einlenkens. Sie schlug den Uruguayer Enrique Iglesias, Ex-Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank, als Sondergesandten für Honduras vor. Nach einem Bericht der "New York Times" will Micheletti mithilfe des in Lateinamerika hoch angesehenen Politikers die wirtschaftliche Elite seines Landes überzeugen, Zelaya wieder einzusetzen. Die US-Zeitung beruft sich dabei auf einen nahestehenden Mitarbeiter Michelettis.

Bislang hatte der Interimspräsident eine Rückkehr Zelayas kategorisch ausgeschlossen. Er drohte damit, den Ex-Präsidenten wegen Hochverrats zu verhaften, sobald dieser honduranischen Boden betreten werde. Öffentlich vertrat Micheletti diese Position auch noch am Donnerstag. "Wenn es eine Lösung gibt, bei der ich zurücktreten muss, dann werde ich das gerne tun. Solange Zelaya nicht als Regierungschef zurückkehrt", so Micheletti.

Zelaya war Ende Juni gestürzt und außer Landes gebracht worden. Die Putsch-Regierung um Micheletti wirft ihm vor, die Verfassung mehrmals gebrochen zu haben und eine Diktatur errichten zu wollen. Zelaya versuchte bereits zweimal vergeblich nach Honduras zurückzukehren. Zuletzt scheiterte er vor einer Woche, als er von Nicaragua aus die Grenze mit einem Geländewagen überqueren wollte. Am Wochenende errichtete er dann im nicaraguanischen Grenzgebiet zu Honduras für seine Anhänger ein Zeltcamp. Dort kündigte er an, eine "pazifistische Volksarmee" aufzubauen. Sie soll ihm zur Rückkehr ins Amt verhelfen.

Mehrere Präsidenten Lateinamerikas haben den Staatsstreich erneut verurteilt. Auch die US-Regierung bekräftigte ihre Unterstützung für Zelaya. Bereits am Dienstag hatte sie vier Funktionären der Putschregierung das Diplomatenvisum für die USA entzogen. Zudem schickten sie Hugo Llorens, ihren Botschafter in Honduras, nach Nicaragua, um mit Zelaya zu sprechen. Dieser kündigte nach dem Treffen mit Llorens an, Micheletti und weitere Putschisten vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verklagen.