Nach Drohungen und Schikanen setzt Bagdad jetzt auf Gewalt, um die iranischen Volksmudschaheddin zu vertreiben.

Bagdad/Teheran. Acht Angehörige der Oppositionsbewegung wurden in der Nacht zum Mittwoch getötet, als irakische Polizisten ihr Lager nördlich von Bagdad stürmten.

Der Gouverneur der irakischen Provinz Dijala, in der das Lager Aschraf liegt, sagte, 425 weitere Bewohner des Lagers und 30 Polizisten seien verletzt worden. Nach Angaben der irakischen Behörden hatten die Iraner die Polizisten daran gehindert, in Aschraf eine Polizeistation einzurichten.

Die iranische Führung zeigte sich erfreut über das harte Vorgehen der irakischen Polizei. "Obwohl dieser Schritt der irakischen Regierung spät kommt, begrüßen wir, dass das irakische Staatsgebiet von Terroristen gesäubert wurde", zitierte die iranische Nachrichtenagentur.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) äußerte sich dagegen besorgt über die Eskalation in dem Lager.

In dem rund 80 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Lager Aschraf, das den iranischen Oppositionellen in den 80er-Jahren von Ex-Präsident Saddam Hussein zugewiesen worden war, leben etwa 3500 Angehörige der Volksmudschaheddin und deren Familienmitglieder. Sie hatten sich nach dem Sturz des Saddam-Regimes im Frühjahr 2003 darauf verlassen, dass sie von den US-Soldaten geschützt würden.

Vertreter der von religiösen Schiiten-Parteien dominierten irakischen Regierung, die gute Beziehungen zu Teheran unterhält, bezeichnen die iranische Bewegung als "Terrorgruppe". Die EU hatte die Volksmudschaheddin im vergangenen Januar von ihrer Liste der Terrororganisationen gestrichen. Deutschland hatte sich gegen diesen Schritt ausgesprochen. In ihrer Heimat spielen die im Iran verbotenen Volksmudschaheddin keine große Rolle. Sie hatten vor der islamischen Revolution gegen das Schah-Regime gekämpft, waren dann von den religiösen Herrschern in Teheran verboten und ins Exil gedrängt worden. Angehörige der Bewegung leben unter anderem in Deutschland, Frankreich und Belgien. Kritiker behaupten, die Organisation trage sektenähnliche Züge.