Das von der Finanzkrise hart getroffene Island hat die erste Etappe zur Aufnahme in die Europäische Union geschafft. Nach dem Antrag des Inselstaates am vergangenen Donnerstag beauftragten die EU-Außenminister die EU-Kommission, die Tauglichkeit Islands für die Gemeinschaft der bislang 27 Staaten zu prüfen.

Brüssel. Der schwedische Außenminister und EU-Ratsvorsitzende Carl Bildt erklärte, er rechne mit einem zügigen Aufnahmeprozess, auch wenn es keine Sonderbehandlung für Island gebe: "Es gibt keine Schnellspur für Island, aber der Weg ist kürzer", so Bildt. Ein rascher Beitritt würde die EU-Beitrittspolitik in eine Zwickmühle bringen. Denn die Balkanstaaten Kroatien und Albanien beantragten den Beitritt schon viel früher, kommen aber nur langsam voran. Island gehört bereits zur europäischen Freihandelszone und zum grenzfreien Schengen-Raum. Albanien hingegen muss noch den Großteil seiner Gesetze anpassen. Kroatien kann derzeit die letzten Hürden vor einem Beitritt nicht ausräumen, weil das Nachbarland Slowenien dies wegen eines Grenzstreits blockiert.

Die Kommission soll als ersten Schritt jetzt eine Einschätzung zur Beitrittsreife Islands, das 340 000 Einwohner hat, abgeben. Finnlands Außenminister Alexander Stubb sagte, er hoffe, das könne bis zum Jahresende erledigt werden. Das wäre Rekordtempo. Die Kommission brauchte bisher mindestens 14 Monate für eine Einschätzung. Erst dann hat ein Land Kandidatenstatus. Anschließend können die Verhandlungen beginnen. Diese dauern oft Jahre.

Die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und Österreichs gaben zu bedenken, dass auf die Balkan-Staaten Rücksicht genommen werden muss. Der französische Außenminister Bernard Kouchner sagte, es dürfe nichts überstürzt werden. "Wir müssen die Reihenfolge der Aufnahmeanträge berücksichtigen." Österreich sei dafür, dass Island gemeinsam mit Kroatien beitrete. "Ich glaube, dass man Ja zu Island sagen muss, aber auch Ja zu Kroatien", so Außenminister Michael Spindelegger. Sein britischer Amtskollege David Miliband betonte, alle Länder müssten gleich behandelt werden. "Es kommt nicht infrage, dass der Balkan vergessen wird."