Die Putschregierung postiert Soldaten am Übergang und droht mit der sofortigen Verhaftung wegen Hochverrats.

Hamburg. Der am 28. Juni gestürzte Präsident Manuel Zelaya ist erneut nach Honduras aufgebrochen, um dort die Macht zurückzuerobern. Diesmal versuchte er es von Nicaragua aus per Auto. Auf dem Luftweg war er vor drei Wochen bereits gescheitert. Die Interims-Regierung hatte die einzige Landebahn des Flughafens in Tegucigalpa mit Militärautos blockiert. Zelaya musste mit seinem Flugzeug wieder abdrehen.

Am Donnerstagabend kam er mit einem Geländewagen in Estelí im Norden Nicaraguas an, um von dort aus an die 80 Kilometer entfernte honduranische Grenze zu gelangen. Wie bei seinem ersten Rückkehrversuch, kam er auch diesmal nicht allein. Er führte eine Kolonne von 50 Wagen an. Mit ihm reisten unter anderen der venezolanische Außenminister Nicolás Maduro und der frühere nicaraguanische Guerilla-Führer Edén Pastora. In dem Tross befanden sich auch 40 Reporter.

Nach seiner Ankunft in Estelí rief er seine Anhänger auf, ihn zu unterstützen. Er hoffe, dass "ein großer Teil des honduranischen Volks" ihn empfangen werde. Er wisse, dass er "in Gefahr" sei, nehme das "Opfer" aber auf sich, weil Honduras einen "Wechsel mit friedlichen Mitteln und nicht mit Bajonetten" benötige.

Es scheint jedoch alles auf einen gewalttätigen Zusammenstoß an der Grenze hinzudeuten. Die Putschregierung drohte, Zelaya wegen "Hochverrats" und "Machtmissbrauchs" festzunehmen, sobald er das Land betrete. Ende Juni hatte sie ihn gestürzt und außer Landes gebracht. Sie wirft ihm vor, die Verfassung gebrochen zu haben und eine Diktatur errichten zu wollen. Zelaya konterte: "Diese Leute haben gegen die Verfassung und gegen die Gesetze verstoßen." Ein Tribunal müsse über den Staatsstreich befinden.

Zelaya steht mit dieser Meinung nicht allein. Viele Honduraner unterstützen ihn. Aus Angst vor ihrer Wut verhängten die neuen Machthaber im Grenzgebiet zu Nicaragua eine zwölfstündige Ausgangssperre. Viele Zelaya-Anhänger ließen sich davon nicht abschrecken. Hunderte fuhren in Autos und Bussen in Richtung Grenze, wurden aber zehn Kilometer vorher von Soldaten gestoppt. Tausende riefen zudem einen Generalstreik aus. Sie besetzten wichtige Verkehrswege, Häfen und zentrale Gebäude. Allerdings hatten am Mittwoch auch mehrere Tausend in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa gegen eine Rückkehr Zelayas demonstriert.

Beobachter fürchten, dass es erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen werde.

Menschenrechtler werfen der Putschregierung bereits jetzt schwere Verstöße gegen das Gesetz vor. Fünf Menschen seien bisher im Zusammenhang mit dem Staatsstreich getötet worden. "Die von der Putschregierung erlassene Ausgangssperre und Aufhebung von Grundrechten hat zu massiven und widerrechtlichen Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung geführt", kritisierte Martin Wolpold-Bosien von der Menschenrechtsorganisation FIAN International. Nach Angaben des Polizeichefs wurden bislang 1275 Menschen verhaftet, weil sie gegen die Ausgangssperre verstoßen hatten.

In Washington warnte der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, Zelaya darum vor einer Rückehr.

Dieser lässt sich jedoch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Seine Rückkehr sei "so sicher, wie dass morgens die Sonne aufgeht und abends untergeht", sagte er in einem telefonischen Interview der "Süddeutschen Zeitung".