Bei schweren Krawallen militanter Katholiken in Nordirland sind mehr als 20 Polizisten verletzt worden. Die Randalierer attackierten die Sicherheitskräfte in mehreren Städten während der traditionellen Paraden des protestantischen Oranierordens mit Brandsätzen, Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern.

Belfast. Vermummte Personen stahlen mindestens drei Autos und setzten sie in Brand. Zwei davon ließen sie auf die Polizei zurollen. Im Norden von Belfast wurde mindestens ein Schuss auf die Ordnungskräfte abgefeuert, wie die Polizei berichtete. Es waren die schlimmsten Ausschreitungen seit 2005 in der nordirischen Hauptstadt. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Plastikgeschosse ein. Vier Menschen wurden nach Angaben der Behörde festgenommen. Die katholische Sinn-Fein-Partei machte eine Splittergruppe der ehemaligen Terrororganisation IRA, die Real IRA, für die Gewalt verantwortlich. Sinn Fein galt in den Zeiten des Bürgerkrieges als politischer Arm der IRA.

Vize-Polizeichef Alistair Finlay sagte, die jüngsten Krawalle hätten eines der "schlimmsten Gesichter Nordirlands" gezeigt, ein Gesicht der "Bigotterie, des Sektierertums und der Intoleranz". Er beschrieb die Situation als "außergewöhnlich gefährlich". Rund 200 Randalierer hätten sich an den Krawallen beteiligt. "Das waren alles Kriminelle. Es ist schwierig und nicht besonders sinnvoll, sie einer oder mehreren Gruppen zuzuordnen." Allerdings habe er den Eindruck, die Randalierer seien von Hintermännern gesteuert worden, die die Fortschritte in Nordirland zerstören wollten.

Jahrzehntelang hatten dort Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken getobt. Die Protestanten stehen für die Zugehörigkeit Nordirlands zu Großbritannien. Die republikanischen Katholiken wollen eine Vereinigung der Region mit der Republik Irland.

Auch der Sinn-Fein-Vorsitzende Gerry Adams kritisierte die Ausschreitungen. "Das war falsch und verwerflich." Gleichzeitig forderte er den Oranierorden zu Gesprächen mit Sinn Fein auf. "Mich frustriert am meisten, dass der Oranierorden bislang nichts zum Friedensprozess beigetragen hat." Mit den traditionellen Paraden der Protestanten wird an die Schlacht am Fluss Boyne erinnert, bei der Wilhelm von Oranien am 12. Juli 1690 den katholischen König Jakob II. besiegte.