Majestätische Berge, grüne Wiesen und kristallklare Seen: Das Swat-Tal galt wegen seiner Schönheit als die “pakistanische Schweiz“ und war entsprechend beliebt bei Touristen. Vorbei: In den vergangenen Monaten galt die Region im Nordwesten Pakistans als tödliche Kampfzone und als Herrschaftsgebiet der radikal-islamischen Taliban.

Hamburg/Islamabad. Im Dezember 2008 hatten die eifernden "Koran-Schüler" ihr brutales Regime über das Swat-Tal installiert, Frauen wegen geringer Vergehen öffentlich ausgepeitscht, zahlreiche Menschen hingerichtet und mehr als 170 Schulen abgebrannt, in denen Mädchen unterrichtet wurden.

Im Mai hatte die pakistanische Armee auf amerikanischen Druck eine Großoffensive in den Bezirken Swat, Lower Dir und Buner gegen die Milizen eingeleitet. Nach zwei Monaten erbitterter Kämpfe hat die pakistanische Regierung nun mit der Rückführung der rund zwei Millionen Zivilisten begonnen, die vor den Kämpfen in angrenzende Regionen geflohen waren. Als Erste sollen die rund 280 000 Menschen nach Hause gehen, die in Lagern leben. Alle übrigen, die bei Freunden, Verwandten oder sonst wo untergekommen sind, sollen sich noch gedulden. Sie könnten getrost in ihre Heimat zurückkehren, hatte Regierungschef Yousuf Raza Gillani gesagt, und die Armee hatte dazu erklärt, die Extremisten seien "eliminiert", mehr als 1700 Taliban seien getötet worden. Gestern machten sich die Ersten auf den Weg - Busse und Lastwagen holten 192 Familien aus zunächst drei Lagern ab. Die Polizei eskortierte die Konvois. Obwohl die Armee zusagte, ihre starke Präsenz in der Swat-Region noch eine Weile aufrechtzuerhalten, gestaltet sich die Rückführung sehr zäh. Denn viele Flüchtlinge trauen dem Frieden nicht - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Uno betonte, die Rückführung müsse freiwillig erfolgen. Ein pakistanischer Regierungsvertreter im Lager Jalozai, wo fast 4000 Familien aus dem Swat-Tal hausen, sagte: "Sobald der erste Konvoi sicher in Swat ankommt, werden sich andere Menschen im Lager ermutigt fühlen, und das wird auch ihre Sorgen über die Sicherheitslage in ihren Heimatorten zerstreuen." Doch diese Sorgen sind nicht unberechtigt - noch immer gibt es vereinzelt Kämpfe im Swat-Tal. Ein Vertreter der Armee im Lager Jalozai sagte düster: "Die Feinde Pakistans werden nach Möglichkeiten suchen, die Rückkehr zu behindern". Viele Flüchtlinge zögern mit der Abreise aber auch deshalb, weil die Regierung die zugesagte Unterstützung von 25 000 Rupien - knapp 220 Euro - pro Familie noch nicht ausgezahlt hat.

Bei einer Explosion in einer Koran-Schule im zentralpakistanischen Mian Channu starben indessen mindestens neun Menschen, darunter sieben Kinder und eine Frau. In den Trümmern wurden Sprengstoff-Westen, Raketen und radikalislamisches Propagandamaterial gefunden.