Der ehemalige US-Verteidigungsminister und Weltbankchef Robert McNamara ist tot. Wie die “Washington Post“ in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf Familienmitglieder berichtet, soll der 93-Jährige gestern in seinem Haus in Washington im Schlaf gestorben sein.

Washington. Eine Todesursache wurde nicht genannt.

McNamara war US-Verteidigungsminister von 1961 bis 1968 - in einer Zeit voller Dramen und Krisen. Kaum im Amt, trug McNamara 1961 das Debakel um die Kuba-Invasion an der Schweinebucht mit. Auch ein Jahr später während der Kuba-Krise zählte der damals 46-Jährige zum engsten Beraterstab von Präsident John F. Kennedy. Vor allem aber gilt er als Architekt des Vietnamkriegs: Unter McNamara wurden die US-Truppen in Vietnam systematisch aufgestockt, die Bombardements ausgeweitet. Trotz eines Strategiewechsels musste er 1968 wegen der hohen Opferzahlen desillusioniert den Hut nehmen. 1995 bekannte McNamara in einem Buch, der Krieg sei ein "furchtbarer Irrtum" gewesen.

1968 wechselte er überraschend an die Spitze der Weltbank, die er bis 1981 führte. Sein Einsatz für die vermehrte Kreditvergabe an Dritte-Welt-Länder zur Verbesserung der Infrastruktur diente auch dazu, den Einfluss der Sowjetunion einzudämmen. McNamara wurde zum vehementen Befürworter der atomaren Abrüstung. Den Irakkrieg kritisierte er als moralischen und politischen Fehler der USA.