Eine Gruppe moderater Geistlicher aus Irans religiöser Hochburg Ghom hat das Ergebnis der Präsidentschaftswahl angezweifelt und ist auf Distanz zur Führung des Landes gegangen.

Teheran. Die Klerikergruppe warf dem für die Prüfung des Wahlergebnisses zuständigen Wächterrat vor, nicht unparteiisch gehandelt und die Beschwerden der Opposition ignoriert zu haben. Daher sei zweifelhaft, ob die offiziell verkündete Wiederwahl von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad als rechtmäßig betrachtet werden könne, hieß es gestern in einer Erklärung der Seminargelehrten. Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi hatte sie kürzlich über seine Vorwürfe informiert.

Unterdessen wurde Mussawi jedoch von einem ranghohen Berater des geistlichen Führers Ayatollah Ali Chamenei scharf angegriffen und als Agent der USA bezeichnet. Ihm solle wegen "schrecklicher Verbrechen und Hochverrats" der Prozess gemacht werden, forderte Hussein Schariatmadari am Sonnabend in einem Leitartikel der konservativen Zeitung "Kajhan". Mussawi habe "unschuldige Menschen umgebracht, einen Aufruhr veranstaltet, mit Ausländern kollaboriert und als Amerikas fünfte Kolonne im Lande agiert". Dafür müsse er vor Gericht gestellt werden.

Nach der Festnahme zweier Mitarbeiter der britischen Botschaft in Teheran plant die EU im Gegenzug ein Einreiseverbot für iranische Regimevertreter. Wie der "Spiegel" meldet, erstellten die EU-Staaten Listen mit Namen wichtiger Regimevertreter, die dann keine Einreisevisa mehr erhalten sollen.