Aus Protest gegen den Sturz des Staatschefs in Honduras haben alle EU-Staaten, die in dem Land diplomatisch vertreten sind, ihre Botschafter zurückgezogen.

Stockholm/Tegucigalpa. Das bestätigte Schwedens Außenminister Carl Bildt in einer im Internet veröffentlichten Erklärung. Schweden hatte am Vortag die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Die Putschregierung in Tegucigalpa zeigte trotz internationalen Drucks Härte.

"Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und die EU-Kommission werden künftig in Tegucigalpa nicht mehr mit einem Botschafter, sondern auf niedriger diplomatischer Ebene repräsentiert sein", erklärte der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos. "Dies ist ein klares Signal für die Haltung der EU und der internationalen Gemeinschaft."

In Bildts Erklärung hieß es, die EU setze sich für eine Rückkehr des gesetzmäßigen Präsidenten Manuel Zelaya ein. Zelaya war von Militärs seines Landes am Sonntag entmachtet und nach Costa Rica gebracht worden.

Wegen anhaltender Unruhen in Honduras hat die selbst ernannte Regierung die Bürgerrechte eingeschränkt. Interimspräsident Roberto Micheletti erließ ein Dekret, wonach für die kommenden 72 Stunden die Bewegungsfreiheit und das Recht auf Versammlung eingeschränkt werden sollen. Außerdem soll vorübergehend die Einreise nach Honduras schärfer kontrolliert werden. Die seit Sonntag geltende nächtliche Ausgangssperre wurde bis zum Wochenende verlängert. Die Sicherheitskräfte versuchen mit der Maßnahme, vor allem zum Teil gewaltsame Proteste der Zelaya-Anhänger unter Kontrolle zu bringen, die eine Wiedereinsetzung des Ex-Präsidenten verlangen. Dieser will am Wochenende nach Honduras zurückkehren.

Micheletti warnte Zelaya noch einmal eindringlich vor der geplanten Rückkehr. Er warnte zudem die Präsidenten von Argentinien und Ecuador, Cristina Kirchner und Rafael Correa, davor, Zelaya zu begleiten. "Ich mache Christina Kirchner und Correa für das verantwortlich, was dann im Lande geschehen könnte", sagte Micheletti der argentinischen Zeitung "La Nación". In dem Interview bekräftigte er, Zelaya werde umgehend festgenommen. Die honduranischen Justizbehörden haben inzwischen einen Haftbefehl gegen Zelaya ausgestellt, insgesamt werden ihm 18 Delikte angelastet, darunter Landesverrat. Generalstaatsanwalt Roy Urtecho betonte, der Ex-Präsident müsse vor Gericht gestellt werden

Trotz der internationalen Unterstützung für Zelaya äußerte sich erstmals ein Staatschef der Region kritisch über dessen Vorgehen. Eine schnelle Rückkehr Zelayas sei nicht klug, sagte Costa Ricas Präsident und Friedensnobelpreisträger Óscar Arias der Zeitung "Prensa Libre" in San José, der Zelaya nach dem Putsch aufgenommen hatte. Dieses berge die Gefahr in sich, einen möglichen Versöhnungsversuch derjenigen aufs Spiel zu setzen, die den Staatsstreich verübt hätten. Als Reaktion auf den Putsch fuhr Washington die US-Militärhilfe für Honduras zurück. Davon betroffen sind gemeinsame Manöver beider Länder, Anti-Drogen-Aktionen und die Zusammenarbeit der Streitkräfte bei humanitären Einsätzen.