Nach dem Abzug der US-Soldaten aus den Städten werden im Irak Stimmen laut, die Jagd auf Terroristen künftig ohne Rücksicht auf rechtsstaatliche Prinzipien zu betreiben.

Bagdad. Die regierungsnahe Tageszeitung "Al-Sabah" schrieb: "Von heute an soll es für jeden Mörder, der einen Iraker tötet, keine Gnade mehr geben und kein Gejammer mehr über Menschenrechte, wir sollten es lieber machen wie die Iraner, die nach einem Anschlag in einer Moschee binnen weniger Stunden die Todesstrafe verhängt hatten."

Am vergangenen Sonnabend waren im Iran drei mutmaßliche Terroristen gehenkt worden, die an einem Anschlag im Südosten des Landes beteiligt gewesen sein sollen. Diese Art von "Schnellverfahren" hatte es im Irak auch unter dem früheren Diktator Saddam Hussein gegeben. Die Europäische Union hatte 2005 ein Programm ins Leben gerufen, um Hunderten von Polizisten, Richtern und Gefängniswärtern aus dem Irak die Grundlagen des Rechtsstaates näherzubringen. Der Erfolgsquote sei bei diesem Programm jedoch relativ gering, heißt es dazu in EU-Kreisen.

Am Vortag hatten sich die US-Soldaten im Irak in Stützpunkte außerhalb der Städte und Dörfer zurückgezogen. Dies hatte noch der ehemalige US-Präsident George W. Bush mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki vereinbart. Der endgültige Abzug der meisten der noch rund 134 000 US-Soldaten aus dem Irak ist für 2011 geplant.

Der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General Ray Odierno, zeigte sich zuversichtlich, dass die irakischen Soldaten in der Lage seien, die Städte allein zu schützen. Das Terrornetz al-Qaida sei deutlich geschwächt, auch wenn es noch immer zu Anschlägen fähig sei, sagte der General. Sorgen bereite allerdings, dass der Iran nach wie vor irakische Aufständische ausbilde sowie Waffen und Munition aus dem Iran in den Irak gebracht würden.

Wenige Stunden nach dem Rückzug war in Kirkuk eine ferngezündete Bombe explodiert. Die Zahl der Opfer stieg inzwischen auf 33.