Im Tauziehen um eine zweite fünfjährige Amtszeit hat sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso gegen Kritik an seiner politischen Einstellung gewehrt.

Stockholm. "Ich bin kein Liberaler", sagte der frühere portugiesische Ministerpräsident gestern bei einem Besuch bei der neuen schwedischen EU-Ratspräsidentschaft in Stockholm. "Ich bin ein Reformer der Mitte." Sozialisten und Grüne im Europaparlament werfen Barroso neoliberale Ansichten und ein zu schwaches Eintreten gegen die Finanzkrise vor. "Das ist eine Karikatur, die man in bestimmten Milieus von mir zeichnet, aber sie entspricht nicht der Wirklichkeit", sagte Barroso. Der 53-Jährige steht der EU-Kommission seit 2004 vor. Er gehört der Sozialdemokratischen Partei Portugals (PSD) an, die trotz ihres Namens zum konservativen Lager zählt.

Die Liberalen im Europaparlament übten scharfe Kritik an Barroso. Er müsse ein ausführliches Programm für seine zweite Amtszeit und eine "Krisenstrategie" präsentieren, so ihr neuer Fraktionschef Guy Verhofstadt. Die Liberalen ließen sich zudem kein Datum für die Wahl Barrosos aufzwingen. Die von Barroso bereits Mitte Juli gewünschte Bestätigung wird unwahrscheinlich.