Militär droht dem gestürzten Präsidenten in diesem Fall aber die sofortige Verhaftung an. Es wirft ihm Landesverrat vor.

Hamburg. Sogar die sonst so zerstrittene Riege der Staatschefs Lateinamerikas hat den Putschisten in Honduras in seltener Eintracht eine Abfuhr erteilt. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verlangte ultimativ, der gestürzte Präsident Manuel Zelaya solle binnen 72 Stunden wieder in sein Amt eingesetzt werden. Sonst werde Honduras aus dem Bündnis, dem 34 Staaten angehören, ausgeschlossen. Die Putschisten aus den Reihen der Militärs gaben sich davon unbeeindruckt. Zelayas selbst ernannter Nachfolger Roberto Micheletti kündigte an, dass sein Vorgänger im Falle der Rückkehr aus dem Zwangsexil verhaftet werde - wegen "Vaterlandsverrats".

Damit steuert das bitterarme mittelamerikanische Land auf eine Entscheidung im Kampf um die Macht zu. Zelaya, der ursprünglich schon heute in sein Heimatland reisen wollte, kündigte seine Rückkehr für das Wochenende an. "Ich werde nach Honduras reisen, und mein Volk wird da sein, und auch das Militär wird da sein und auch meine Feinde", sagte Zelaya, der bei seiner Rückkehr von mehreren OAS-Staatschefs und dem Präsidenten der Uno-Vollversammlung Miguel d'Escoto begleitet wird.

Zuvor war er seinen Gegnern in einem zentralen Punkt entgegengekommen. Er hatte in einer Rede vor der Uno erklärt, dass er nicht an dem ursprünglichen Ziel einer zweiten Amtszeit festhalte. Er wolle zwar die bis zum 27. Januar laufende Amtszeit beenden, sich dann aber nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Auf die Frage, ob er nie mehr Präsident sein werde, sagte er: "Nein, niemals." Er werde die Politik aufgeben. "Ich kehre ins Privatleben zurück, zu einem Leben mit meiner Familie." Die Putschistenriege reagierte bislang nicht darauf. "Zelayas Gegner sind inzwischen in einer Situation, wo seine Rückkehr in die Heimat die eigene Kapitulation bedeuten würde", sagte der Mittelamerika-Referent der Menschenrechtsorganisation Fian International, Martin Wolpold-Bosien, dem Abendblatt. Dies ergebe sich aus der totalen Isolation des Landes seit dem Umsturz einerseits und dem enormen Selbstbewusstsein der Putschisten andererseits. Micheletti behaupte sogar, dass es gar keinen Staatsstreich gegeben habe und die Bevölkerung hinter ihm stehe.

Tatsächlich jedoch sei der gestürzte Präsident in der Bevölkerung recht beliebt. "Man nimmt ihm ab, dass er ein sozial gerechteres Honduras schaffen wollte - obwohl er selbst Großgrundbesitzer-Sohn ist", sagte Wolpold-Bosien. Politisch aber habe er vor allem mit einem geplanten Verfassungsreferendum äußerst unglücklich agiert und verfüge über eine nur schwache Machtbasis.

Inzwischen hat sich die Lage vor Ort zugespitzt. Wolpold-Bosien sagte weiter, es gebe aus Honduras Berichte von Gewalt, willkürlichen Festnahmen und Haftbefehlen gegen führende Figuren der Protestbewegung. Zahlen könne er aber nicht nennen. Alle Berichte würden zensiert; Radiosender seien geschlossen worden. Die Behörden verlängerten unterdessen eine nächtliche Ausgangssperre.

Die Organisation Fian und das Hilfswerk Misereor haben Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier aufgerufen, sich gegen Menschenrechtsverletzungen in Honduras einzusetzen. US-Präsident Obama sowie Steinmeier und die Uno-Vollversammlung hatten den Staatsstreich bereits verurteilt. Die EU-Staaten nahmen Beratungen darüber auf, ob sie dem Beispiel Spaniens folgend ihre Botschafter in Honduras zu Konsultationen einbestellen. Die Weltbank kappte nach einem CNN-Bericht die Kredite. Die USA drohten mit dem Stopp der Entwicklungshilfe. Die Länder des Zentralamerikanischen Integrationssystems (Sica) legten ihre Handelsbeziehungen mit Honduras auf Eis.