Der Europarat hat sich “alarmiert“ über die Zunahme sogenannter Ehrenmorde geäußert.

Straßburg. - Das Phänomen sei in der Türkei zu beobachten, aber zunehmend auch in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und anderen westeuropäischen Ländern, stellte die Parlamentarier-Versammlung des Europarats am Freitag fest. In einer Entschließung forderten die Abgeordneten die 47 Europaratsländer auf, "Ehrenmorde" angemessen zu bestrafen. Es dürfe "keinerlei Rechtfertigung" unter Hinweis auf Tradition oder Kultur geben.

Opfer von Verbrechen, die im Namen der "Ehre" begangen würden, seien meist Frauen, erläuterte der Berichterstatter, der britische Labour-Abgeordnete John Austin. Aber auch Homosexuelle seien betroffen. Diese Vergehen seien besonders in muslimischen Gesellschaften verbreitet, es gebe aber auch Fälle bei Hindus, Sikks und Christen.

In dem Bericht wird auf mehrere spektakuläre Beispiele verwiesen, so auf die von ihrem Bruder in Hamburg ermordete 16-jährige Deutsch-Afghanin Morsal. Diese Fälle seien vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, sagte Austin. Die genaue Zahl sei nicht zu ermitteln, weil sie von einem "schuldigen Schweigen" der Familien begleitet würden. Einem Bericht der Uno zufolge werden jährlich weltweit 5000 "Ehrenmorde" begangen, die meisten in muslimischen Ländern.