Der Anführer der afghanischen Taliban, Mullah Omar, nimmt die Kontrolle über die radikalislamischen Rebellen nach Informationen des “Wall Street Journals“ zunehmend selbst in die Hand.

Washington/Islamabad. - Mullah Omar ordne nunmehr selbst Anschläge an und entscheide über die Kommandeursstruktur der Taliban, berichtete die US-Zeitung. Dies sei ein klarer Strategiewechsel.

Bislang war die Organisation des Taliban-Aufstands gegen die US-geführten Streitkräfte in Afghanistan den örtlichen Anführern überlassen, wie die Zeitung unter Berufung auf US-Regierungsvertreter und Aufständische weiter berichtete. Omar, der einem als "Schura von Quetta" bekannten Taliban-Führungsgremium vorstehe, habe sich bislang auf das Sammeln von Spendengeldern, religiöse Führung und strategische Ratschläge für die Kämpfer beschränkt.

Seit Jahresbeginn aber ordnete Omar demnach selbst eine ganze Serie von Anschlägen im Süden und Osten Afghanistans an. Es sei abzusehen, dass Afghanistan eine äußerst blutige Zeit bevorstehe. Als Beispiele für Mullah Omars Eingreifen führt das "Wall Street Journal" den Anschlag auf den jüngsten Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, Ahmed Wali Karsai, Mitte Mai an. Dieser war dem Attentat auf seinen Konvoi nur knapp entkommen. Die neue Strategie sei die Antwort der "Schura von Quetta" auf die geplante Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan seit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama.

Mullah Omar war der geistliche Anführer der Taliban, als diese von 1996 bis 2001 Afghanistan beherrschten. Er ist auf der Flucht und hat sich, anders als sein Verbündeter Osama Bin Laden, seither auch nicht in Videoaufnahmen gezeigt. Unterdessen sind bei neuen Kämpfen im Nordwesten des Landes, der den Taliban als Rückzugsraum dient, mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen.