“Kein Thier - das kann wohl ohne Übertreibung behauptet werden - ist dem Menschen ohne sein Zuthun und ohne ihn selbst zu bewohnen, ein so treuer, in der Regel recht lästiger, unter Umständen unausstehlicher Begleiter als die Stubenfliege (Musca domestica).“

Wo Brehm in seinem "Thierleben", Band 9, Ausgabe von 1884, recht hat, hat er auch heute noch recht, auch wenn er "als" und "wie" verwechselt.

In guten alten Zeiten, als es in Restaurants noch Fliegen, Suppen und Ober gab, spielte die Musca domestica neben den Daumen des Kellners und dem dunklen Haar der Köchin in Suppenwitzen eine entscheidende Rolle. "Herr Ober, in meiner Suppe schwimmt eine Fliege!" Darauf der Ober: "Ausgeschlossen! Eine Fliege kann gar nicht schwimmen!" Bei Wilhelm Busch wurde sie, "lästig" (Brehm) und "unausstehlich" (Brehm), wie sie ist, mit einer Fliegenklatsche auf dem Gesicht des armen Babys tot- und breitgeschlagen. Schön war das nicht! In der Wissenschaft nennt man Erbsenzähler auch Fliegenbeinzähler, fragen Sie nicht, warum, jeder weiß doch, dass eine Fliege sechs Beine hat. Oder sind es acht? Egal.

Das tapfere Schneiderlein der Brüder Grimm hat jedenfalls sieben erschlagen. Sieben Fliegen auf einen Streich und daraufhin das Königreich und die Prinzessin bekommen, so kann's gehen. In den USA ist alles anders. Dort darf man jemanden darauf aufmerksam machen, dass seine Fliege offen ist, ohne dass man zum Psychiater geschickt wird. Er sagt dann "Danke!" und nestelt nervös, uns den Rücken zudrehend, an seiner Hose, murmelt: Wie peinlich. How painful! Eigentlich dachte ich, dass es in den USA keine Stubenfliegen mehr gibt. Einerseits, weil die Stuben dort Fliegengitter vor Fenstern und Türen haben. Andererseits, weil die Räume voll klimatisiert sind. Umso erstaunlicher jetzt also, dass US-Präsident Obama bei einem TV-Interview mit einer Fliege zu kämpfen hatte, wo er doch den Ruf hat, keiner Fliege etwas zuleide tun zu können. Aber diese war wohl zu "lästig" (Brehm) und zu "unausstehlich" (Brehm). "Hau ab!", sagte der Präsident, "verschwinde!", und als sie nicht hörte, schlug er sie tot. Jetzt fragt sich Amerikas Öffentlichkeit entsetzt, ob das nicht Totschlag oder gar Mord an Jeff Goldblum war, der in dem Horrorfilm "The Fly" in eine Fliege verwandelt wurde.

Ähnlich wie Kafkas Gregor Samsa in einen Käfer. Und dann von der Familie erschlagen und auf einer Kehrichtschaufel entsorgt! Armer Franz Kafka, armer Gregor Samsa! Aber wie man hört, lebt Jeff Goldblum noch! Mit Smoking und Fliege, die er "Black Tie" nennt.