Nach dem schweren Bombenanschlag im Südosten Irans mit mindestens 23 Toten und bis zu 145 zum Teil schwer Verletzten hat der Vize-Gouverneur der betroffenen Provinz Sistan-Belutschistan, Jalal Sayah, die USA beschuldigt, Drahtzieher des Attentats zu sein.

Hamburg/Teheran

"Drei Leute, die mit dem Terroranschlag zu tun hatten, wurden festgenommen", sagte Jalal Sayah, "nach vorliegenden Informationen wurden sie von Amerika und den Agenten der Arroganz angeheuert". Mit diesem Ausdruck belegen iranische Offizielle häufig amerikanische Geheimdienstmitarbeiter.

Auch der Kandidat für die Präsidentschaftswahlen am 12. Juni und Herausforderer von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad, Mirhossein Mussawi, machte "ausländische Kräfte" für den Anschlag verantwortlich.

Die Provinz an der Grenze zu Afghanistan und Pakistan ist seit Jahren Schauplatz eines blutigen Aufstandes der sunnitischen Rebellengruppe Jundallah ("Soldaten Gottes"). Bereits im Februar 2007 waren 13 Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden bei einem mutmaßlichen Jundallah-Anschlag getötet worden. Beim jüngsten Bombenanschlag hatte der Selbstmordattentäter offenbar gewartet, bis sich die Moschee Amir-al-Momenin ("Befehlshaber der Gläubigen") in der Provinzhauptstadt Zahedan mit Hunderten Menschen zum Abendgebet gefüllt hatte - dann zündete er seine Bombe.

Ein zweiter Sprengsatz konnte rechtzeitig entschärft werden. Der erst 24-jährige Führer der sunnitischen Rebellengruppe Jundallah, Abdolmalek Rigi, soll enge Bindungen zu al-Qaida haben und köpfte in einem Video einmal eigenhändig eine Geisel mit dem Messer - also im Stil der irakischen al-Qaida-Terroristen. Al-Qaida hat seine ideologischen Wurzeln im saudisch-wahabitischen Islam, einer besonders dogmatischen Version der sunnitischen Glaubensrichtung. Jundallah behauptet, für die Rechte der Sunniten im mehrheitlich schiitischen Iran zu kämpfen - und dabei besonders für die von Teheran unterdrückten Belutschen, die als ärmste Bevölkerungsgruppe gelten.

Die Wahl von Ort und Zeitpunkt des Anschlages von Zahedan war kaum ein Zufall. Die Moschee ist ein Treffpunkt von schiitischen Eiferern. Und der Tag des Anschlags war ein Feiertag, um den Gläubigen Gelegenheit zu geben, den Tod von Fatima Zahra zu betrauern, der Tochter des Propheten Mohammed. Fatima war die Frau von Ali Ibn Abu Talib, der vierter Kalif des Islam war. Um seine Stellung in der Frage der Nachfolge des Propheten kam es zum Schisma zwischen Sunniten und Schiiten. Aus dem Begriff "Shia't Ali" - Partei Alis, leitet sich die Bezeichnung Schiiten ab.