Bei der von Skandalen überschatteten Bürgermeisterwahl in der russischen Olympiastadt Sotschi hat der Kandidat der Kremlpartei Geeintes Russland, Amtsinhaber Anatoli Pachomow, nach Angaben der Wahlleitung mit 76,7 Prozent der Stimmen gewonnen.

Der mit 13,7 Prozent abgeschlagene Oppositionspolitiker Boris Nemzow warf den Behörden Wahlfälschung vor. Ex-Ministerpräsident und Kremlgegner Michail Kasjanow nannte das Ergebnis wegen der massiven Medienpräsenz von Pachomow "das Resultat von Gehirnwäsche". Die Opposition hatte zumindest eine Stichwahl um das Amt erwartet. Nemzow war vor der Wahl von Unbekannten bei einem Säureanschlag im Gesicht verletzt worden. Nach den Worten des liberalen Regierungskritikers seien Lehrer, Polizisten und andere Staatsbedienstete gezwungen worden, bei der Wahl ihr Kreuz an der gewünschten Stelle zu machen. Unter anderem sei mit dem Verlust des Arbeitsplatzes gedroht worden.

Dem Sieger fällt eine Schlüsselrolle bei der Verwendung von zehn Milliarden Euro zu, die für die Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi bereitstehen. Für den sportbegeisterten Putin ist Olympia besonders prestigeträchtig. Der als farblos beschriebene Pachomow gilt als Marionette des Kreml.