Terroristen haben Bagdad binnen 24 Stunden mit einer Welle der Gewalt überzogen: Bei einem doppelten Selbstmordanschlag wurden in der irakischen Hauptstadt nach Angaben der Behörden 60 Menschen getötet. Erst am Vortag waren bei drei Anschlägen im Irak mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Es war der blutigste Tag seit gut einem Jahr.

Bagdad. Die Nachrichten aus dem Irak sind dieser Tage so grauenvoll wie schon lange nicht mehr. Nachdem mehr als 80 Menschen von Terroristen in den Tod gebombt worden waren, töteten zwei Selbstmordattentäter nur 24 Stunden später 60 Gläubige, die einen heiligen Schrein der Schiiten in Bagdad besuchen wollten. Wieder waren viele Iraner unter den Todesopfern.

Ein Augenzeuge sagte, zunächst habe eine Frau an einem der beiden Haupteingänge zu dem Schrein des Imams Mussa al-Kadhem einen Sprengstoffgürtel gezündet. Kurz darauf habe sich dann an dem zweiten Eingang ein Mann in die Luft gesprengt. „Es ist schwer, die genaue Zahl der Toten zu bestimmen, weil überall Leichenteile liegen“, sagte er.

Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak meldete unter Berufung auf die Polizei, unter den Toten, die nach dem Doppelanschlag im Stadtteil Kadhamija identifiziert wurden, seien 25 Pilger aus dem Iran. Verletzt wurden 125 Menschen: 80 iranische Schiiten und 45 Iraker. Rund um den Schrein, der bereits mehrfach Ziel von Terroranschlägen war, herrschte zu diesem Zeitpunkt großes Gedränge, weil die Schiiten das Heiligtum im Norden der irakischen Hauptstadt vor allem am Freitag, dem islamischen Feiertag, besuchen.

Am Vortag hatten Terroristen in der irakischen Provinz Dijala ein Blutbad unter schiitischen Pilgern aus dem Iran angerichtet. 56 Menschen starben. Bei einem anderen Anschlag in Bagdad waren 34 Menschen getötet worden. Der Vertreter des schiitischen Klerus in Kadhamija, Hussein al- Sadr, sagte, die Regierung sei für die Sicherheit verantwortlich. Die Drahtzieher der jüngsten Terroranschläge müssten gefasst und vor Gericht gestellt werden. Ministerpräsident Nuri al- Maliki kündigte kurz darauf die Bildung einer Untersuchungskommission an.

Zu der angeblichen Festnahme des mutmaßlichen Anführers der Al-Qaida-Terroristen im Irak, Abu Omar al-Bagdadi, machten die irakischen Behörden am Freitag keine weiteren Angaben. Die Nachrichtenagentur Buratha News meldete lediglich, auch Regierungssprecher Ali al-Dabbagh habe bestätigt, dass der Top- Terrorist geschnappt worden sei. Das US-Militärkommando im Irak hat zu dem Bericht über die angebliche Festnahme des Al-Qaida-Anführers bislang nicht Stellung genommen.

Vor dem geplanten schrittweisen Abzug der US-Armee werden angesichts der jüngsten Anschlagswelle Sorgen über die Sicherheitslage im Irak laut. Bis September 2009 plant die US-Regierung, 12 000 Soldaten aus dem Irak abzuziehen. Der Großteil der Truppen soll das Land bis Ende August 2010 verlassen haben, der endgültige Abzug soll bis Ende 2011 vollzogen sein.