Der neue amerikanische Präsident will das Gefangenenlager Guantánamo schließen. Das ist die gute Nachricht. Schließlich hat sich die freie Welt in...

Der neue amerikanische Präsident will das Gefangenenlager Guantanamo schließen. Das ist die gute Nachricht. Schließlich hat sich die freie Welt in den Jahren der Bush-Ära über nichts so empört wie über die Behandlung der Männer, die nach dem 11. September 2001 auf Kuba festgesetzt wurden - entrechtet, ihrer Würde beraubt, ja, sogar gefoltert.

Wenn Guantanamo geschlossen wird, müssen die Gefangenen anderswo hin. Und das ist die schlechte Nachricht. Denn in den USA werden die meisten von ihnen verständlicherweise kaum unterkommen wollen. Nichts wie weg da, werden sie sich denken. Und natürlich werden die Amerikaner sie auch gerne loswerden wollen. Das haben sie den Europäern auch schon deutlich signalisiert. Die müssen jetzt schmerzlich begreifen, dass das Moralisieren seinen Preis hat. George W. Bush hätte man, vielleicht, den Gefallen nicht tun müssen, Häftlinge aus Guantanamo aufzunehmen - einen Barack Obama, dem man bereits so viele Kränze gewunden hat, wird man mit dem Problem nicht im Regen stehen lassen können. Das weiß man in Berlin nur zu gut. "Ungefährliche" Guantanamo-Häftlinge solle Deutschland aufnehmen, heißt es da. "Nachweisbar unschuldige ..." Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man lachen. Denn am Schuld- beziehungsweise am Unschuldsbeweis hat es in Guantanamo ja offenbar jahrelang gehapert.

Aber es gibt auch sachdienlichere Hinweise. Zum Beispiel auf die 17 Uiguren, die immer noch in Guantanamo festgehalten werden, obwohl die Amerikaner sie schon lange nicht mehr für gefährlich halten. Keiner will sie aufnehmen. Sie können aber auch nicht mehr nach Hause, weil sie in China als Terroristen gelten. Weshalb sie dort vom Regen in die Traufe kämen. Mit ihnen könnte Deutschland tatsächlich anfangen.