Islamabad mauert und weist nach den Attentaten von Bombay jede Schuld weit von sich.

Bombay/Hamburg. Genau wegen solcher Äußerungen und ihrer möglichen Folgen war Condoleezza Rice nach Neu-Delhi geeilt: "Die indische Regierung ist entschlossen, entschieden zu handeln, um die territoriale Integrität Indiens und das Recht unserer Bürger auf ein friedliches Leben mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen." Die Worte aus dem Mund des indischen Außenministers Pranab Mukherjee sind nach diplomatischem Standard schon starker Tobak. Und wenn man weiß, dass Indien Atomraketen besitzt, bekommt die Wendung "mit allen Mitteln" eine recht unheilvolle Bedeutung.

Es gebe "keinen Zweifel" daran, dass die Attentäter von Bombay, die 188 Menschen töteten, aus Pakistan gekommen seien, erklärte Mukherjee. Dort säßen die Drahtzieher. Darüber habe er auch die amerikanische Außenministerin informiert. Indien wolle nun, dass "die Terroristen und Organisationen, die die Anschläge ausgeführt haben, eingesperrt und vor Gericht gebracht werden".

Kein ganz leichtes Unterfangen, wenn man zudem weiß, dass der berüchtigte pakistanische Geheimdienst ISI im konkreten Verdacht steht, islamistische Terroristen zu fördern. Außerdem entzieht sich die pakistanische Region Wasiristan an der Grenze zu Afghanistan als Hort des Terrors weitgehend der Kontrolle Islamabads. Und in Pakistan sitzt die radikalislamische Rebellengruppe Lashkar-i-Taiba" (Armee der Reinen), die die Attentäter von Bombay ausgebildet haben soll. US-Generalstabschef Mike Mullen bat die pakistanische Regierung, wie es hieß, "energisch" nach Verbindungslinien zu pakistanischen Militanten zu suchen.

Condoleezza Rice sollte bei ihrem Besuch in Delhi, der als Vermittlungsmission inmitten von aufgewühlten Emotionen gedacht war, zwingende Beweise für eine pakistanische Urheberschaft vorgelegt bekommen - wie Abschriften von abgehörten Telefongesprächen zwischen den zehn Attentätern und ihren pakistanischen Führungsoffizieren.

Der einzige überlebende Attentäter hatte bei den Verhören ausgesagt, sie alle seien aus dem pakistanischen Karatschi gekommen und von der Rebellengruppe Lashkar-i-Taiba in Pakistan für die Anschläge trainiert worden.

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari erwies sich derweil als wenig hilfreich. Offenbar unter Druck seines Militärs stellte er die Behauptungen des Attentäters infrage, lehnte eine von Indien geforderte Auslieferung von 20 gesuchten mutmaßlichen Terroristen ab - unter ihnen der Chef von Lashkar-i-Taiba, Hafiz Mohammed Saaed - und ließ durchblicken, Pakistan könne Truppen von der afghanischen Grenze abziehen und an die indische verlegen, falls die Lage sich weiter zuspitze.

Condoleezza Rice warf den Spielball dennoch in das pakistanische Feld, als sie sagte: "Ich habe gesagt, dass Pakistan mit Entschlossenheit handeln und vollständig und transparent kooperieren muss. Diese Botschaft ist Pakistan überbracht worden." Dessen Präsident ist nun in einer unbequemen Situation. Pakistan sei nicht verantwortlich für die Angriffe auf Bombay, beteuerte Zardari. "Der pakistanische Staat ist natürlich in keiner Weise involviert. Wir sind auch Opfer."

Rice zog einen Vergleich zwischen den Vorgängen in Bombay und dem 11. September, um der Regierung in Islamabad ganz deutlich zu signalisieren, welchen Stellenwert die Terroranschläge für Washington haben: "Die Terroristen haben versucht, die Botschaft auszusenden, dass Menschen nicht sicher sind, dass Geschäfte nicht sicher sind, dass Wirtschaftszentren nicht sicher sind. Wir haben das in New York erlebt."