Der große Denker der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., empfängt und berührt den größten Physiker und Kosmologen unserer Zeit, den Briten Stephen Hawking. Für Benedikt XVI. sind Wissenschaft und Religion keine Gegensätze.

Hamburg. So unterschiedlich ihre Ansichten über die Entstehung oder das Sein unserer Welt sein mögen, so ähnlich sind sich die beiden Männer im Bemühen, Antworten zu finden. Sei es, in der Wissenschaft - oder eben im Glauben.

Hawking leidet an der ALS-Krankheit, die zwar das Nervensystem seines ganzen Körpers befallen hat, nicht aber sein Hirn. Er lebt quasi gefangen in seinem eigenen Kosmos, kann nur noch mit den Augen und mithilfe eines Infrarot-Gerätes kommunizieren. Trotzdem ist er für Benedikt ein wichtiger Teilnehmer des Kongresses der päpstlichen Wissenschaftsakademie über "Wissenschaftliche Einblicke in die Evolution des Universums und des Lebens", die bis Dienstag nach Angaben des Akademiepräsidenten Nicola Cabibbo wissenschaftliche Beiträge sammelt, "die die Evolutionstheorie bestätigen oder widerlegen".

Schon 1981 hatte Hawking auf einer Kosmologietagung des Vatikans seine Sicht des Weltalls erläutert, so, wie er sie später auch in seinem Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" niedergeschrieben hat - und sein Publikum damals damit begeisterte: "Wenn das Universum einen Anfang hatte, können wir von der Annahme ausgehen, dass es durch einen Schöpfer geschaffen worden sei. Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende; es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?"

Für Papst Benedikt steht die Schöpfungslehre aber nicht im Widerspruch zur empirischen Wissenschaft. "Die Feststellung, dass die Schaffung des Kosmos und seine Entwicklungen letztlich vorausschauende Weisheit des Schöpfers sind, bedeutet nicht, dass die Schöpfung nur mit dem Anfang der Geschichte der Welt und des Lebens zu tun hat", sagte er. Das bedeute vielmehr, dass der Schöpfer diese Entwicklungen ständig weiter unterstütze. "Wissenschaftliche Wahrheit ist selbst Teil der göttlichen Wahrheit und kann so der Philosophie und Theologie zu einem besseren Verständnis der menschlichen Person und der göttlichen Offenbarung über den Menschen helfen", fügte er hinzu.

Für Atheisten mögen das schwer verdauliche Sätze sein. Sind aber Relativitätstheorie, Schwarze Löcher oder die Stringtheorie von Hawking, die alle die Welt erklären wollen, für normalsterbliche Geister leichter zugänglich?

Das Wichtigste an dem Treffen in Rom bleibt der unvoreingenommene Dialog von Wissenschaft und Religion. Und dass man sich dabei versteht - selbst ohne Worte, wie Hawking und der Papst.