Die Entführer des Frachters “Faina“ warnen vor dem Versuch, die 20-köpfige Besatzung mit Gewalt zu befreien.

Mogadischu. Ein von Piraten vor der Küste Somalias gekaperter ukrainischer Frachter mit Panzern an Bord ist gestern von mehreren ausländischen Kriegsschiffen umzingelt worden. Drei Schiffe hätten die "Faina" in der Nähe der Hafenstadt Harardere eingekreist, sagte der Berater des Präsidenten der somalischen Provinz Puntland, Bile Mohamoud Qabowsade, gestern.

Die "Faina" mit Panzern für die kenianische Armee an Bord war am Donnerstag vor der Küste Somalias entführt worden.

Eines der Kriegsschiffe, welche die "Faina" umzingelt hätten, stamme aus den USA, zwei weitere aus Ländern der Europäischen Union, sagte Qabowsade. Die Verteidigungsministerien in Deutschland, Großbritannien und Frankreich teilten mit, ihre Schiffe seien nicht an dem Einsatz beteiligt. Die russische Marine entsandte nach eigenen Angaben am Freitag ein Kriegsschiff an Somalias Küste.

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"Die Besatzung ist nicht verletzt und in Sicherheit", sagte der Piratensprecher Sugule Ali am Telefon. Es gebe ausreichend Nahrung an Bord. Zur Besatzung zählen neben 17 Ukrainern auch zwei Russen und ein Lette. Ein dritter Russe starb gestern an den Folgen einer Bluthochdruck-Erkrankung.

Die Anwesenheit der Kriegsschiffe werde die Piraten nicht von ihrer Lösegeldforderung in Höhe von 20 Millionen Dollar (13,6 Millionen Euro) abbringen, sagte Ali zunächst. "Wir haben keine Angst." Später sollen die Piraten jedoch auf fünf Millionen Dollar heruntergegangen sein. Die Herkunft der entführten Seeleute aus Osteuropa und die Tatsache, dass die Panzer bereits gebraucht seien, hätten offenbar zu dem "Preisnachlass" geführt, sagte Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Seefahrerprogramm in Mombasa. Zudem müssten die Piraten an Land gehen, um die Panzer zu entladen, und hätten so ein höheres Risiko zu befürchten.

Die Piraten warnten vor einem militärischen Befreiungsversuch. Sollten Spezialeinheiten versuchen, das Schiff zu stürmen, seien sie "für alles verantwortlich, was dann passiert". Der britische Rundfunksender BBC berichtete, der Zerstörer "USS Howard" habe sich dem entführten Schiff auf Sichtweite genähert. Die Amerikaner wollen verhindern, dass die Piraten Material - etwa die Handwaffen, die sich auch in der "Faina" befinden sollen, oder einige der Geiseln von Bord schaffe. Das gekaperte Schiff ankert vor dem Hafen von Harardere - er ist bekannt als Piratenbasis.

Die "Faina" hatte nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums 33 Panzer des sowjetischen Typs T-72 sowie Granatwerfer für die kenianische Armee an Bord und war auf dem Weg nach Mombasa. Die Lieferung erfolgte demnach im Rahmen eines Waffenhandels der Ukraine mit Kenia.

Die somalischen Gewässer gelten als die gefährlichsten der Welt. Nach Schätzungen der Uno erbeuten die Piraten jährlich mit ihren Kaperaktionen rund 100 Millionen Dollar. Erst am Sonnabend wurde ein griechisches Schiff mit Chemikalien an Bord im Golf von Aden gekapert. Ein japanischer Frachter, der am 20. Juli überfallen wurde, kam nach der Zahlung von zwei Millionen Dollar Lösegeld frei. Im Sommer waren zwei deutsche Segler vor der Küste Somalias gekapert und wochenlang festgehalten worden.