Berlin. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, hat Kritik von Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer an der Lastenaufteilung in Afghanistan zurückgewiesen. Die Verteilung der Aufgaben in Afghanistan sei eine Nato-Entscheidung gewesen, stellte Schneiderhan zum Abschluss der Kommandeurstagung der Bundeswehr in Berlin klar.

Damit richte sich Scheffers Kritik an die falsche Adresse. Im Übrigen gleiche es einem Sandkastenspiel zu glauben, dass die Truppen über das Hindukusch-Gebirge hinweg einfach zwischen dem Norden und dem Süden des Landes hin- und herverlegt werden könnten. "Afghanistan hat eben eine Geografie, die kann man auch bei der Nato nicht außer Kraft setzen", sagte Schneiderhan. Das Hindukusch-Gebirge stelle eine natürliche Barriere dar und gebe die Aufteilung der Regionen Afghanistans durch die Nato vor.

Am Vortag hatte Scheffer den Streit über die Lastenverteilung mit einer Rede bei der Kommandeurstagung neu entfacht. "In einer Allianz, in der alle füreinander da sind, kann es keine Arbeitsteilung geben, bei der sich die einen auf das Kämpfen, die anderen auf die Konfliktnachsorge spezialisieren", hatte der Niederländer gesagt.

Vor allem die USA drängen darauf, dass Deutschland Kampftruppen in den unruhigen Süden Afghanistans schickt. Die Gebirgszüge des Hindukusch trennen die Region vom stabileren Norden, für den die Bundeswehr Verantwortung trägt. Kanzlerin Angela Merkel stellte am Montag auf der Berliner Tagung jedoch erneut klar, dass Deutschland keine Kampftruppen in den Süden verlegen werde.

Schneiderhan mahnte die Politik, stärker als bisher eine gesellschaftliche Debatte über die Auslandseinsätze der Bundeswehr in Gang zu bringen. Die Soldaten dürften nicht allein gelassen werden bei dem Versuch, den Bürgern die Einsätze zu erklären. "Ich glaube schon, dass Versäumnisse da sind, die Gesellschaft mitzunehmen", sagte er.

Die historische Wandlung der Bundeswehr zu einer Einsatzarmee ist nach Ansicht ihres Generalinspekteurs einem Großteil der Deutschen noch nicht bewusst. Neben seinem Appell zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte über die Veränderung der Streitkräfte machte Deutschlands höchster Offizier in Berlin auch die inhaltlichen und militärischen Grenzen der Bundeswehr deutlich. Dazu gehörten "Nöte" bei der Ausrüstung, weil Auslandseinsätze schneller Realität geworden seien als die Materialplanung habe umsetzen können, erklärte er.