Überlebende sagen, sie hätten nicht aus dem Zielgebäude fliehen dürfen. USA entschuldigen sich.

KABUL. Bei einem US-Luftangriff auf einen mutmaßlichen Al-Qaida-Unterschlupf nahe einer Moschee und einer Religionsschule im Osten Afghanistans sind sieben Kinder getötet worden. Das bestätigte das US-Militär in Afghanistan gestern. Der Vorfall am Abend zuvor in der Provinz Paktika sei sehr bedauerlich, sagte ein US-Sprecher. Er betonte, überlebende Kinder hätten ausgesagt, dass sie von den Terroristen gezwungen worden seien, in dem Gebäudekomplex zu bleiben. Immer wenn eines der Kinder versucht habe herauszugehen, sei es geschlagen und von der Tür zurückgedrängt worden, hätten die Überlebenden berichtet. Die Provinzbehörden und der örtliche Ältestenrat wollten den Vorfall zusammen mit Vertretern der Koalitionstruppen untersuchen.

Dies sei ein weiteres Beispiel dafür, dass Al-Qaida-Terroristen Zivilisten und Moscheen nutzten, um sich in ihrem Schutz zu verstecken, sagte Militärsprecher Chris Belcher. Es habe zuverlässige Informationen gegeben, dass Kämpfer der Terrororganisation in dem Gebäudekomplex Unterschlupf gefunden hätten. Zudem habe es trotz langer Observierung keine Hinweise auf die Anwesenheit von Zivilisten gegeben. Daraufhin sei ein Luftangriff angeordnet worden. Bewohner hätten bestätigt, dass bei dem Angriff auch mehrere Al-Qaida-Kämpfer getötet worden seien. Zwei weitere seien festgenommen worden. "Wir bedauern, dass Unschuldige ihr Leben aufgrund der Feigheit der Kämpfer verloren haben", sagte Belcher. Er betonte, an der Moschee sei nur geringer Schaden entstanden.

Wie das US-Militär gestern weiter mitteilte, kam es in der südlichen Unruheprovinz Helmand in der Nacht zu schweren Kämpfen. Afghanische und amerikanische Einheiten seien am Sonntagnachmittag angegriffen worden und hätten dann Luftunterstützung angefordert. Bei stundenlangen Kämpfen, die sich bis in die Nacht hinzogen, seien "mehrere Dutzend feindlicher Kämpfer" getötet worden.

In der afghanischen Bevölkerung wächst die Wut nach jedem tödlichen Angriff jener, die von sich behaupten, sie seien gekommen, um zu helfen. Mit jedem Toten wird die Aufgabe der Schutztruppe Isaf schwieriger. 2006 war nach Schätzungen ein Viertel der 4000 Toten Zivilisten. Afghanistans Präsident Hamid Karsai hat die Koalitionstruppen deshalb immer wieder zur Zurückhaltung aufgerufen. Beobachter sehen in der schnellen Reaktion der USA auf die jüngsten Opfer eine Umstellung. Möglicherweise sollten so Proteste verhindert werden.