NEW YORK/TEHERAN. Angesichts bevorstehender Beratungen im Weltsicherheitsrat über den Atomstreit mit dem Iran hat Teheran vor Strafmaßnahmen gewarnt. Mögliche Sanktionen würden den Westen härter treffen als den Iran selbst, sagte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad gestern.

Die fünf Vetomächte im Sicherheitsrat waren schon am Abend zuvor zu ersten informellen Beratungen über das Thema zusammengekommen. Bereits Anfang kommender Woche wird mit einer Erklärung aller 15 Sicherheitsratsmitglieder zum Bericht der Atomenergieorganisation IAEO über das umstrittene iranische Atomprogramm gerechnet.

Teheran will sich dem zunehmenden internationalen Druck jedoch nicht beugen. Ahmadinedschad erklärte, sein Land werde keinerlei "Demütigung" hinnehmen und mit der Urananreicherung zu Forschungszwecken fortfahren. "Uns war klar, daß wir auf unserem Weg zum Fortschritt auf solche Hürden stoßen würden. Uns war auch klar, daß es keinen anderen Weg als den des Widerstands geben wird", sagte der Präsident.

Der Westen sei aber im Falle von Sanktionen verletzlicher als der Iran. In den vergangenen Tagen hatte der Iran auch den Einsatz der Ölwaffe nicht ausgeschlossen. "Wir folgen dem Spruch unseres geliebten (dritten schiitischen) Imam Hussein und sagen ,Hej Hat Mena Selah' (Verdammt will ich sein, wenn ich mich demütigen lasse)", so Ahmadinedschad.

Der oberste Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, wies Regierung und Volk an, hart zu bleiben. "Wir werden uns (dem wachsenden internationalen Druck) widersetzen und unseren Weg des Fortschritts und Stolzes im Vertrauen auf Gott und die Weisheit fortsetzen", zitierte das staatliche Fernsehen Chamenei. "Wenn wir jetzt nachgeben, werden die Europäer das nächste Mal mit neuen Vorwänden kommen, um uns unserer wissenschaftlichen Erfolge zu berauben", fügte Chamenei hinzu, der in allen Staatsangelegenheiten das letzte Wort hat.

Nach den ersten informellen Beratungen der Vetomächte liegt es an dem Präsidenten des Sicherheitsrats, das Thema auf die Tagesordnung des höchsten Uno-Gremiums zu setzen. Erwartet wird vorerst lediglich eine gemeinsame Erklärung, die den Iran zur vollen Kooperation mit der Atomenergieorganisation auffordert.

Rußlands Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte erneut, daß Moskau Sanktionen und militärische Aktionen gegen Teheran ablehnt. Rußland ziehe Lösungen vor, die die Fortsetzung des Dialogs mit Teheran erlauben.

Die US-Regierung kündigte an, im höchsten Uno-Gremium zunächst eine sogenannte Präsidentenerklärung erreichen zu wollen, in der die Forderungen des Sicherheitsrats an den Iran aufgelistet würden. Sanktionen seien derzeit nicht im Gespräch, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack. Großbritanniens Uno-Botschafter Emyr Jones Parry sprach von einem Vorgehen der kleinen Schritte. Sein französischer Kollege Jean-Marc de Sablieère unterstützt diesen Kurs in der Hoffnung, daß der Iran seine Haltung noch ändert.

Nach den Worten von EU-Ratspräsident Wolfgang Schüssel ist sich die Weltgemeinschaft einig in ihrer Haltung zum Iran und seinem Atomprogramm. Die internationale Gemeinschaft wolle nicht, daß der Iran Forschung zur Urananreicherung betreibe, sagte der österreichische Bundeskanzler gestern in Wien. Der Iran solle Kernkraft zu friedlichen Zwecken nutzen dürfen, aber wenn er Uran anreichere, dann solle dies in Rußland geschehen. "Wir sind für den freiwilligen Verzicht auf Forschungsaktivitäten im Iran, weil der Schritt hin zur Atomwaffe dann nur ein kleiner ist", so Schüssel.

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sieht die Lage im Atomkonflikt als "düster" an. "Ich habe den Eindruck, die USA wollen einen Krieg gegen den Iran führen", sagte der Bundestagsabgeordnete.