Bagdad: Schwerer Schlag gegen den Terror - London rüstet Armee auf

BAGDAD. Die irakische Polizei hat nach eigenen Angaben den Hauptfinanzier der Aufständischen verhaftet: Jassir Sabhawi Ibrahim, einen Neffen von Ex-Diktator Saddam Hussein. Er wurde nach einem Hinweis aus Syrien bei einer Demonstration für den gestürzten Präsidenten aufgegriffen. Er hatte zuvor von Syrien aus operiert, wurde aber vor wenigen Tagen abgeschoben.

"Ibrahim ist die Verbindung zwischen den Aktivitäten im Inland und Ausland", sagte Innenminister Bajan Dschabr. "Er hat das Geld gebracht und an die Terroristen verteilt." Seit vielen Monaten sei nach ihm gefahndet worden.

Ein hoher Beamter im irakischen Verteidigungsministerium sagte, die Festnahme sei einer der schwersten Schläge gegen das Terror-Netzwerk. Ibrahim gilt als die Nummer zwei in der Befehlsstruktur der Aufständischen hinter Junis al-Ahmad, der sich in Syrien aufhalten soll.

Unterdessen traf der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, gestern zu seinem ersten Besuch seit dem Sturz Saddam Husseins in Bagdad ein. Mussa will mit Regierungsvertretern Pläne für eine irakische Versöhnungskonferenz in Kairo erörtern. Auf seinem Programm steht auch ein Treffen mit dem schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani. Bei den Schiiten und Kurden genießt Mussa kein hohes Ansehen. Sie werfen ihm vor, nichts gegen ihre brutale Unterdrückung während der Herrschaft Saddam Husseins getan zu haben. Eine Vorausdelegation Mussas war in Bagdad beschossen worden - mehrere Leibwächter starben.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International lobte gestern die Entscheidung des Sondertribunals, den Prozeß gegen Saddam auf den 28. November zu vertagen. Dadurch erhielten die Anwälte Gelegenheit, ihre Verteidigung vorzubereiten. Drei Amnesty-Mitarbeiter verfolgen den Prozeß in Bagdad.

Iraks Übergangspräsident Dschalal Talabani sagte im britischen Sender BBC, der Prozeß sei "der Beginn der Herrschaft des irakischen Volkes. Er bedeutet, daß alle Diktatoren, die Verbrechen an ihren Völkern begehen, dasselbe Schicksal haben werden."

Die US-Armee erklärte, ihre Soldaten hätten im Westirak Saad al-Dulaimi festgenommen, der alle al-Qaida-Anschläge auf Soldaten in Ramadi und Falludscha geplant habe. Bei Anschlägen starben innerhalb von 24 Stunden mindestens 25 Menschen, darunter vier US-Soldaten.

Die irische Regierung appellierte indessen an die einflußreichen Kräfte im Irak, die Freilassung eines entführten Journalisten zu unterstützen. Der Irak-Korrespondent des britischen "Guardian", der Ire Rory Carroll, war am Mittwoch in Bagdad verschleppt worden.