Verunsicherung: Fahd, wichtigster US-Verbündeter in der islamischen Welt, ist mit 83 Jahren gestorben.

Riad. Saudi-Arabiens König Fahd ist gestern im Alter von 83 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. Sein Halbbruder, Kronprinz Abdullah, wurde umgehend zum Nachfolger ernannt. Abdullah führt nach einem Schlaganfall des Königs Fahd bereits seit zehn Jahren die Amtsgeschäfte.

Doch obwohl die Fahd-Nachfolge somit seit langem geregelt war, ist die Zukunft des größten Erdöl-Exporteurs der Welt und des Landes mit den wichtigsten islamischen heiligen Stätten (Mekka und Medina) ungewiß. Denn auch der neue König ist mit 81 Jahren betagt. Zudem bedrohen soziale Spannungen, Terror, islamische Fundamentalisten sowie die Forderung der Bevölkerung nach mehr Rechten die Stabilität.

Die Nachricht vom Tod des Königs führte deshalb auch zu Verunsicherung an den Öl-Märkten. Der Ölpreis stieg um fast 50 Cent. In den USA überstieg der Preis die bisherige Rekordmarke von 62,10 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter) um 20 Cent.

Saudische Regierungsvertreter erklärten aber, an ihrer Ölpolitik nichts zu ändern. Saudi-Arabien werde seinen Kunden weiterhin geben, was sie wünschten.

Die Politik des Öllandes und engen US-Verbündeten werde sich aber kaum ändern, erklärten Diplomaten. Abdullah werde vielmehr die guten Beziehungen zum Westen ausbauen.

Gleichzeitig werde er sich für enge Beziehungen mit der arabischen Welt einsetzen und die zarten Reformen im Bildungswesen und beim Wahlrecht fortführen.

Genau das aber könnte die Spannungen anheizen. "Der Tyrann ist tot", quittierten al-Qaida-Anhänger gestern den Tod Fahds. Unter seiner Regentschaft ab 1982 wurde Saudi-Arabien zu einem der engsten Verbündeten der USA. Mit seiner Zustimmung zur Stationierung von US-Truppen zog sich Fahd 1990 den Zorn von al-Qaida um den aus Saudi-Arabien stammenden Osama bin Laden zu. Bin Laden strebt seitdem den Sturz der Königsfamilie an.

Die sozialen Spannungen durch hohe Jugendarbeitslosigkeit, hohe Gastarbeiterzahlen und die Benachteiligung der schiitischen Minderheit könnten bald zum massiven Problem ausarten. Spätestens dann, wenn die Ölpreise wieder sinken und fehlende Einnahmen diese Probleme nicht mehr überdecken.