Da kann man in die Luft gehen: Wer im Europaparlament sitzt, darf sich künftig zwischen Wahlkreis und Brüssel oder Straßburg ein Upgrade gönnen. Business Class wird standardmäßig erstattet. Dabei soll die neue Regel die Tricks mit der Reisekostenabrechnung verhindern. Europas teuerstes Brötchen: Abendblatt.de hat nachgerechnet.

Hamburg/Brüssel. Eigentlich soll die neue Regel Missbrauch verhindern. Doch dass die Abgeordneten des Europaparlaments in Zukunft die teuren Tickets der Business Class lösen dürfen auf ihren Flügen vom Wahlkreis nach Brüssel oder Straßburg das wird in Krisenzeiten selbst die überzeugtesten Europäer wurmen.

Ausgerechnet kurz vor der Europawahl am 7. Juni wurde das neu formulierte Reiserecht bekannt. Die Pressestelle des EU-Parlaments bestätigte: Dienstreisen werden bis zur Business Class erstattet. Bisher gab es eine Pauschale für die Trips zwischen Parlament und Wahlkreis.

Diese Pauschale lag aber meist über dem, was die Abgeordneten tatsächlich ausgaben. Viele nahmen den Billigflieger oder den Zug mit Bahncard-Ermäßigung und strichen die Differenz zu dem erstatteten Betrag ein. So entstand eine Mitnahmementalität auf Kosten aller EU-Länder.

Geflogen wurde bislang Economy Class. Das voll umtauschfähige und umbuchbare Ticket war allerdings oft genauso teuer wie ein Business-Class-Flug. Das muss man der Ehrlichkeit halber erwähnen. Dutzende Parlamentarier hatten auch keine Chance, bei den Reisekosten zu tricksen. Wer vom griechischen Peleponnes nach Straßburg düste, konnte kaum auf eine Direktverbindung per Billigflieger hoffen.

Doch jetzt kann der Unterschied zwischen Business und Holzklasse enorm sein. Ein Beispiel: EU-Parlamentarier X fliegt am kommenden Donnerstag von Hamburg nach Brüssel mit der Lufthansa, eine Woche später retour. Das Business Ticket kostet 1136 Euro, das umbuchbare Eco Flex nur 653 Euro.

Der spanische Kollege von X, Senor Y fliegt vielleicht am selben Tag von Madrid nach Straßburg und sieben tage darauf zurück. Economy-Preis: 571 Euro, Business 1847 Euro. Zwar ist nun Schluss mit der Abzocke. Doch die Zeche fürs bequeme Sitzen der EU-Abgeordneten zahlen wieder die Steuerzahler.

Der CSU-Europaabgeordnete Ingo Friedrich sagte: "Ziel der Neuregelung ist es, möglichen Missbrauch von Pauschalerstattungen zu verhindern. Künftig sind die Europaabgeordneten bei der Erstattung von Flugreisekosten den Abgeordneten des Deutschen Bundestags gleichgestellt." Dann dürften sie die Bonusmeilen ihrer Flüge aber auch nur dienstlich nutzen. Dazu wollen sich die Abgeordneten verpflichten.

Dennoch kritisierte der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Karl Heinz Däke, in der "Welt": "Es ist dreist, in Zeiten einer riesigen Finanz- und Wirtschaftskrise, dass sich die Europaabgeordneten teurere Business-Class-Flüge vom Steuerzahler bezahlen lassen."

An Bord ist der Unterschied zwischen den erheblich teureren Sitzen im vorderen Teil der Jets und der Economy kaum zu spüren. Bei der Lufthansa etwa ist der Sitzabstand etwas bequemer. Allerdings dauern die Flüge meist ohnehin nur eine Stunde, höchstens zwei. An ein Ausleben des Unterschiedes wie bei einem Interkontinentalflug ist da nicht zu denken.

Über die Getränkeauswahl selbst in der Holzklasse kann man bei den großen Airlines nicht meckern. Die Lufthansa serviert auf den kurzen Strecken in der Business Class höchstens einen kleinen Snack. "Und dafür zahlt man dann das Doppelte für einen Platz auf demselben Flug", spotten Vielflieger. Was ihnen die Flugbegleiter als Häppchen reichen, nennen sie "Europas teuerstes Brötchen".