Wer Sonnencremes, Seifen und Kosmetika herstellt, muss künftig auf den Etiketten besser informieren und positive Wirkungen nachweisen. Kleinste Nanopartikel, die die Chemieindustrie anpreist, können auch gesundheitsschädigende Wirkung haben.

Straßburg. In der Europäischen Union sollen Verbraucher in Zukunft besser über die Zusammensetzung von Sonnencreme, Seifen und Kosmetika informiert und vor irreführender Werbung geschützt werden. Hersteller sollen auf Etiketten auch erstmals auf Kleinstpartikel hinweisen, deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit noch erforscht wird.

"Endlich werden den Verbrauchern diese Informationen nicht länger vorenthalten", sagte die SPD-Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt nach der Abstimmung über die Neufassung der EU-Richtlinie. Kleinste Nanopartikel können in tiefere Hautschichten und in die Blutbahnen dringen.

Am weitesten verbreitet sind nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin Nanopartikel wie Titandioxid und Zinkoxid als UV-Filter in Sonnenschutzcremes. In Hautpflegeprodukten sollen Nanokapseln für den Schutz und den Transport aktiver Inhaltsstoffe sorgen und die pflegende Wirkung verbessern.

Einen "Riesenschritt für mehr Verbrauchersicherheit" nannte die deutsche Grüne Hiltrud Breyer die Verabschiedung dieser Richtlinie. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bewertete das Gesetz als "Schritt in die richtige Richtung".

Mit den Bestimmungen, die frühestens 2012 in Kraft treten können, soll auch irreführende Werbung verboten werden. Aussagen wie: "Verringert Faltenbildung" oder "Verjüngende Wirkung" müssen in Zukunft auch bewiesen werden.

"Der Verbraucher darf nicht mit überzogenen oder völlig falschen Versprechungen in die Irre geführt werden. Er muss sich darauf verlassen können, dass das Produkt hält, was es verspricht", sagte Roth-Behrendt.

Eine wichtige Verbesserung in diesem Bereich hatte das Parlament 2003 erreicht, als krebserregende, erbgutverändernde und fortpflanzungsschädigende Zusatzstoffe aus Kosmetika verbannt wurden. Seit März dieses Jahres sind ferner EU-weit Tierversuche für die Entwicklung von Kosmetika verboten. Die Kosmetikindustrie in der EU erwirtschaftet jährlich über 35 Milliarden Euro.