Erschießungen, Exekutionen durch die Giftspritze: China bleibt weltweit Spitzenreiter bei der Vollstreckung von Todesurteilen. Daran haben auch die Olympischen Spiele nichts geändert.

Berlin. Trotz der Olympischen Spiele in Peking hat China im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen hingerichtet als jedes andere Land. Nach dem Jahresbericht von Amnesty International wurden in der Volksrepublik mindestens 1718 Frauen und Männer nach Todesurteilen erschossen oder mit der Giftspritze getötet.

Damit entfielen mehr als zwei Drittel der Hinrichtungen weltweit auf China. Insgesamt wurden rund um den Globus mindestens 2390 Menschen exekutiert. Es wurden fast doppelt so viele Hinrichtungen bekannt wie im Jahr zuvor (1252).

Der starke Anstieg ist im Wesentlichen auf die Entwicklung in der Volksrepublik zurückzuführen. Nach Amnesty-Angaben wurden dort mindestens 1248 Todesurteile mehr vollstreckt als im Jahr zuvor. Dabei handelt es sich allerdings nur um die Zahl der bekanntgewordenen Exekutionen. Die tatsächliche Zahl liegt nach Amnesty-Einschätzung "um ein Vielfaches höher". Die Schätzungen von Menschenrechtlern reichen bis zu 10 000 Fällen pro Jahr.

Von chinesischen Gerichten wurden im vergangenen Jahr mehr als 7000 Todesurteile verhängt. Hoffnungen, dass die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2008 an Peking am Umgang mit der Todesstrafe in China etwas ändern könnte, erfüllten sich nicht. Das bevölkerungsreichste Land der Welt sei weiterhin "grausamer Weltmeister bei der Todesstrafe", kritisierte Amnesty International.

Auf die Volksrepublik folgen in der Statistik der Iran (mindestens 346 Exekutionen), Saudi-Arabien (mindestens 102), Pakistan (mindestens 36) und die USA (34). Als einziges Land in Europa ließ Weißrussland noch vier Menschen töten. Insgesamt wird die Todesstrafe nach Amnesty-Angaben noch in 59 Staaten praktiziert.

Demgegenüber ist in insgesamt 138 Staaten die Todesstrafe abgeschafft oder wird in der Praxis nicht mehr vollstreckt. Im vergangenen Jahr kamen Argentinien und Usbekistan hinzu. Vergangene Woche beschloss New Mexico als 15. US-Bundesstaat, keine Todesurteile mehr zu vollstrecken.

In der Bundesrepublik Deutschland fand die letzte Hinrichtung 1949 statt, in der DDR 1981. Amnesty-Experte Oliver Hendrich erklärte, insgesamt rücke die Welt näher in Richtung weltweiter Abschaffung. "Doch jede Hinrichtung ist eine zu viel."