Noch ist Barack Obama nicht im Amt, da hat er schon einen wichtigen politischen Sieg errungen. Der US-Senat stimmte, wie von Obama gewünscht, der...

Washington. Noch ist Barack Obama nicht im Amt, da hat er schon einen wichtigen politischen Sieg errungen. Der US-Senat stimmte, wie von Obama gewünscht, der Freigabe der zweiten Hälfte des 700 Milliarden Dollar (538 Milliarden Euro) umfassenden Rettungspakets für die Finanzbranche zu. Vermutlich kommende Woche muss noch das Repräsentantenhaus zustimmen.

Auf Barack Obamas Schreibtisch werden sich die Krisen-Dossiers stapeln, wenn er am Dienstag zum ersten Mal als US-Präsident im Oval Office Platz nimmt. Folgende Themen dürften ganz oben stehen:

Wirtschaft

Die Ergebnisse im Kampf gegen die Wirtschaftskrise werden maßgeblich über Erfolg oder Scheitern der Regierung Obama entscheiden. 2009 werden Millionen Arbeitsplätze verloren gehen, die Wirtschaft wird schrumpfen, das Budgetdefizit wird einen Rekordwert von mehr als einer Billion Dollar erreichen. Gleich in den ersten Wochen seiner Amtszeit will Obama mit dem Konjunkturpaket gegensteuern.

Nahost

Der Krieg im Gazastreifen könnte Obamas erste außenpolitische Bewährungsprobe werden. Im Wahlkampf hatte er versprochen, dass die USA mehr Druck auf Israel und die Palästinenser ausüben würden, sich zu einigen - ein Ziel, an dem bislang alle US-Präsidenten gescheitert sind. Obama will ein Diplomatenteam entsenden, das zwischen beiden Seiten vermitteln soll.

Iran

Im Umgang mit der Führung in Teheran will Obama mit diplomatischen Initiativen die Phase der Sprachlosigkeit beenden. Die USA halten es für möglich, dass der Iran noch in Obamas Amtszeit eine Atombombe baut. Obama betrachtet den Iran als "eine der größten Herausforderungen", er will das Land zu einem Stopp seiner nuklearen Rüstungspläne bewegen.

US - Militäreinsätze

Obama will die rund 140 000 US-Soldaten im Irak binnen 16 Monaten weitgehend abziehen. Die wichtigste Front im Kampf gegen den Terror ist für ihn Afghanistan, wo er die US-Truppen von derzeit 32 000 auf 62 000 aufstocken will. Seine internationale Überzeugungskraft wird dabei auf die Probe gestellt werden: Obama will auch die Nato-Partner zu einem größeren Engagement am Hindukusch bewegen. Gelegenheit dazu dürfte ihm sein erster Deutschland-Besuch bieten, im April wird Obama zum Nato-Gipfel in Baden-Baden erwartet.

Klima

Obama will die Bremserrolle der USA im Klimaschutz beenden und strebt eine Führungsrolle bei den Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll an. Sein Ziel ist, dass der Ausstoß von Treibhausgasen in den USA bis 2020 auf das Niveau von 1990 sinkt. In den USA soll ein System des Emissionshandels aufgebaut werden, wie es in Europa existiert. In den nächsten zehn Jahren will der Staat mit Investitionen von 150 Milliarden Dollar einen ökologischen Umbau der Wirtschaft antreiben.

Guantanamo

Obama will das umstrittene US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba so schnell wie möglich schließen. Womöglich wird er bereits am ersten Tag im Amt eine entsprechende Anordnung erlassen, doch die Umsetzung könnte dauern. Was mit den verbliebenen 250 Insassen von Guantanamo geschieht, ist noch nicht klar. Außerdem will Obama Folter und folterähnliche Methoden wie etwa simuliertes Ertrinken ("Waterboarding"), die unter der Regierung Bush geduldet waren, ausnahmslos verbieten.