Kampftruppen sollen bis September 2010 nach Hause zurückkehren. Den Demokraten geht es zu langsam, den Republikanern zu schnell: Sie fürchten, der Irak sei noch zu instabil.

Hamburg/Washington. Knapp sechs Jahre nach Beginn des Irakkriegs hat US-Präsident Barack Obama einen Abzug der US-Truppen angekündigt. Bis Ende August 2010 sollen knapp zwei Drittel der Kampftruppen den Irak verlassen, gab Obama gestern bei einem Besuch des Militärstützpunktes Camp Lejeune in North Carolina bekannt. Allerdings sollten "wahrscheinlich 35 000 bis 50 000 US-Soldaten" noch bis Ende 2011 im Land bleiben. Gegenwärtig haben die USA 142 000 Soldaten im Irak stationiert. "Lasst es mich so klar sagen, wie ich kann: Mit dem 31. August wird unser Kampfauftrag im Irak enden", sagte Obama.

Mit dem Abzug will er auch einen "klügerern, nachhaltigeren und umfassenderen Ansatz" im Mittleren Osten finden. "Das Ende des Irakkrieges ermöglicht eine neue Ära amerikanischer Führung und Verpflichtung im Mittleren Osten", sagte er. Das verbleibende Kontingent solle irakische Truppen ausbilden, zivile Aufbauprojekte schützen und Anti-Terroreinsätze gegen al-Qaida weiterführen. Nach Berichten der "Washington Post" soll der neue US-Sonderberater für die Golfregion, Dennis Ross, Irak und Iran in "eine gemeinsame regionale Perspektive" einbinden.

Obama hatte im Wahlkampf versprochen, die Truppen innerhalb von 16 Monaten abzuziehen. Auf Anraten von Militärs und Verteidigungsministerium habe er diese Frist um drei Monate verlängert, um die Sicherheitslage im Irak zu festigen, sagte ein Regierungsvertreter. Der im Irak verantwortliche US-General Raymond Odierno habe befürchtet, dass nicht mehr genug US-Soldaten im Land sein könnten, wenn im Irak im Dezember 2009 Wahlen stattfinden. Nun soll das Tempo des Abzugs bei den Befehlshabern vor Ort liegen: "Sie werden ihn beschleunigen oder verlangsamen, je nachdem, was sie für nötig halten", so der Offizielle zur "Washington Post".

Um Kritikern im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen, hatte Obama am Dienstag führende Demokraten und Republikaner, darunter seinen Wahlkampf-Gegner John McCain, zu einem Vorgespräch ins Weiße Haus geladen. Erst nach Obamas Zusicherung, den Abzug im Fall einer Verschlechterung der Lage im Irak zu verlangsamen, hätten McCain und die Republikaner "vorsichtige Zustimmung" signalisiert, berichtet die "New York Times". Die Rückzugspläne des Präsidenten seien "Ziele, für die wir beten, planen und arbeiten sollten", sagte der republikanische Abgeordnete John McHugh. "Aber ich bleibe skeptisch, denn die Sicherheitslage im Irak ist fragil, wir sollten jedes Risiko für unsere Truppen vermeiden."

Während die Republikaner befürchten, ein zu schneller Abzug könne den Irak wieder in die Krise stürzen und die bleibenden Soldaten gefährden, kritisieren demokratische Abgeordnete gerade, dass so viele länger im Irak bleiben sollen. Die Zahl sei zu hoch, sagte die Sprecherin der Demokraten im Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi. Ähnlich äußerte sich der demokratische Fraktionschef im Senat, Harry Reid. Viele Demokraten halten den Abzugsplan für eine "Mogelpackung", wenn de facto ein Drittel der US-Soldaten im Irak bleibt.

Währenddessen will auch Großbritannien seine Soldaten bis Mitte dieses Jahres heimholen. "Der Abzug der britischen Soldaten aus Basra beginnt am 31. März", sagte der britische Außenminister David Miliband gestern bei einem Besuch im Irak, "sie werden von US-Soldaten abgelöst." Derzeit sind noch rund 4100 Briten im Irak.