EU fürchtet um Friedensprozess im Nahen Osten. Israelischer Ministerpräsident Olmert hat den Chefunterhändler wegen offener Meinungsverschiedenheiten abgesetzt. Amos Gilad habe „unangemessen und öffentlich Kritik“ an seiner Strategie geäußert.

Jerusalem. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hat den Chefunterhändler der Friedensgespräche mit der Hamas wegen offener Meinungsverschiedenheiten abgesetzt. Amos Gilad habe "unangemessen und öffentlich Kritik" an seiner Strategie geäußert und könne daher nicht länger der Sondergesandte für die von Ägypten vermittelten Gespräche bleiben, erklärte Olmert.

Der Personalwechsel kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Dem geschäftsführenden Regierungschef Olmert bleiben nur noch wenige Wochen im Amt. Sein designierter Nachfolger Benjamin Netanjahu lehnt einen Friedensschluss ab.

Gilad hatte Olmerts Forderung abgelehnt, wonach eine Vereinbarung mit der Hamas erst möglich sein soll, wenn die radikalislamische Organisation den Mitte 2006 entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit freilässt.

Der seit Jahren in Verhandlungen erfahrene Gilad hat darauf gesetzt, zunächst einen langfristigen Waffenstillstand zu vereinbaren und dann einen Gefangenenaustausch für die Freilassung Schalits auszuhandeln. Nun soll ein langjähriger Berater Olmerts, Schalom Turgeman, die Verhandlungsführung übernehmen, wie aus dem Büro des Ministerpräsidenten verlautete.

Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Arbeitspartei, Verteidigungsminister Ehud Barak, lehnte unterdessen eine Beteiligung an einer künftigen Regierung von Netanjahus rechtsgerichtetem Likud-Block ab. Nach einem Gespräch mit Netanjahu sagte Barak, seine Partei werde im neuen Parlament die Rolle einer "verantwortungsbewussten, ernsthaften und konstruktiven Opposition" übernehmen.

Die EU-Außenminister sehen den Fortgang der Friedensgespräche im Nahen Osten mit Besorgnis. Die Aussicht auf eine rechtsgerichtete Regierung in Israel wurde mit Skepsis betrachtet. Der schwedische Außenminister Carl Bildt forderte ein klares Signal, dass Europa weiterhin eine Zwei-Staaten-Lösung befürwortet. Die Vorstellungen einiger rechtsgerichteter Parteien, mit denen Netanjahu eine Koalition bilden könnte, seien "unvereinbar mit den im Friedensprozess bislang getroffenen Zusagen", sagte Bildt.